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Camino a Trinidad (Auf dem Weg nach Trinidad)

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Autor: José Andrés Rojo
Verlag: Pre-Textos, Valencia, 2016, 205 Seiten
Genre: Roman
Gutachter: Carsten Regling

Mit dem (autobiografischen) Roman Camino a Trinidad ist dem bolivianisch-spanischen Autor José Andrés Rojo ein facettenreiches und bewegendes Buch über die persönliche und politische Spurensuche eines Exilanten in der alten Heimat gelungen, eine Spurensuche, deren Ausgangspunkt eine lange Flussfahrt auf einem Nebenarm des Amazonas im Jahr 1977 ist.

José Andrés Rojo wurde 1958 in La Paz, Bolivien, geboren und kam mit dreizehn Jahren nach Spanien, als seine Familie vor der Diktatur von Hugo Banzer Suárez floh. Er studierte Soziologie in Madrid und arbeitet seit 1993 als Journalist bei der Tageszeitung El País. José Andrés Rojo ist Autor mehrerer geisteswissenschaftlicher und essayistischer Werke, die sich vor allem mit der neueren spanischen Geschichte und Politik befassen.

2007 kehrt der namenlose, in Madrid lebende Erzähler (in dem unschwer der Autor selber zu erkennen ist) nach mehreren Jahrzehnten zum zweiten Mal nach Bolivien zurück, das Land seiner Kindheit, das er als Dreizehnjähriger mit seinen Eltern aufgrund der schwierigen politischen Situation Richtung Spanien verlassen hatte. Er möchte die Jahre um 1977 rekonstruieren und aufarbeiten, als er inmitten der Diktatur für einige Jahre zum Studieren nach Bolivien gereist war und sich einer Gruppe linker Studenten und idealistischer junger Leute angeschlossen hatte. Im Mittelpunkt seiner persönlichen Rekonstruktion der Vergangenheit steht als wiederkehrendes Motiv des Romans die Erinnerung an eine einwöchige Bootsfahrt, die er 1977 mit seinem Freund Nicolás von Puerto Villarroel durch das bolivianische Amazonas-Tiefland bis nach Trinidad, die Hauptstadt der Region Beni, unternommen hatte. Besagter Nicolás verschwand wenige Jahre später während eines Aufenthalts im sandinistischen Nicaragua spurlos, und auch diese rätselhafte Episode, diesen schmerzvollen Verlust, versucht der Erzähler in Gesprächen mit den ehemaligen, in Bolivien gebliebenen Kommilitonen und Freunden aufzuarbeiten. Er trifft sich mit den alten Freunden aus den siebziger Jahren und erfährt von ihren (teils dramatischen) Schicksalen und persönlichen Veränderungen im Laufe der Jahre. Hinzu kommen Erinnerungen aus der Kindheit und Beschreibungen einzelner Familienmitglieder wie etwa Onkel Pepe, einem Journalisten und leidenschaftlichen Leser, aus dessen Bibliothek sich der Erzähler in den siebziger Jahren verschiedene Bücher besorgte. Darunter politische Werke von Frantz Fanon und Regis Debray, vor allem aber eine Ausgabe von Nietzsches Also sprach Zarathustra, die er 1977 während der Fahrt nach Trinidad auf der eintönigen Reise durch den Dschungel verschlungen hatte. Die Reflexion über die damalige Lektüre (in Zusammenhang mit einer kritischen Betrachtung des politischen Moralismus der linken Studentenbewegungen und Guerilla-Gruppen) und einzelne Episoden aus Nietzsches Leben bilden ein weiteres Mosaiksteinchen in Camino a Trinidad. Ebenso wie detaillierte politische und historische Betrachtungen über das Scheitern der verschiedenen Guerilla-Bewegungen und Aufstände gegen die Militärdiktaturen in Bolivien, darunter der Aufstand von Teoponte im Jahr 1970 und Ché Guevaras Versuch, von Bolivien aus den südamerikanischen Kontinent zu „befreien“. Diese Betrachtungen erfolgen ohne Ressentiment, doch das Fazit bleibt vernichtend: Eine ganze Generation idealistischer junger Leute opferte sich auf oft naive Weise für ein aussichtsloses Projekt. So fügt der Roman sich nach und nach aus persönlichen Erinnerungen, familiären Anekdoten, Szenen aus der Kindheit und Studienzeit, der zentralen Flussreise durch den Amazonas und den damit verbundenen, fast ethnologischen Beobachtungen und Beschreibungen, den Reflexionen über die eigene Lektüre (vor allem Nietzsche) und politisch-historischen Gedanken und Analyen zu einem faszinierenden Ganzen zusammen. Dabei springt die Erzählung auf gekonnte Weise in Zeit (Kindheit, Studienzeit, 1977, 2007 ...) und Raum (La Paz, Amazonas, Madrid ...) hin und her, ohne dass dies den Leser überfordern würde. Im Gegenteil, es ist verblüffend, wie sich die scheinbar disparaten Fragmente und Textformen (narrative, literarische Elemente, intellektuelle Reflexionen, poetische Beschreibungen, persönliche Erinnerungen, Anekdoten aus der Vergangenheit des Erzählers, etc.) ineinanderfügen. Nur gegen Ende des Romans (wenn man denn von einem Roman sprechen kann) nehmen die politischen Betrachtungen auf Kosten der anderen („literarischeren“) Bestandteile etwas überhand.

Die Sprache des Buches variiert je nach Textform, Kapitel oder Thema zwischen literarisch-erzählend, poetisch-beschreibend oder nüchtern-analysierend, ist dabei aber immer auf angenehme Weise natürlich und fließend und, bis auf die politischen Passagen, von großer Lebendigkeit. So werden auch die Nebenfiguren sehr plastisch dargestellt und gelingt es dem Autor, mit wenigen Sätzen eine den jeweiligen „Szenen“ angemessene Atmosphäre zu erzeugen.

Bis auf die etwas zu häufigen und langen politischen Betrachtungen im letzten Drittel ist José Andrés Rojo mit Camino a Trinidad ein sehr bewegendes und aufgrund seiner Machart und seines Stils sehr zu empfehlendes und nicht alltägliches Buch gelungen. Der Ansatz, sich auf diese uneinheitliche, offene Weise mit den Themen Erinnerung und Exil auseinanderzusetzen, hebt das Buch auf beeindruckende Weise von vielen Titeln mit ähnlicher Thematik ab. Aus den genannten Gründen ist dem Buch eine Übersetzung ins Deutsche sehr zu wünschen. Allerdings könnte die an dieser Stelle gelobte inhaltliche und stilistische Heterogenität ein Problem darstellen, da schwer einzuordnende Titel es in der hiesigen Verlagsszene oft schwerer haben als klar zu erkennende Genreliteratur.

  • CAMINO A TRINIDAD
    Auf dem Weg nach Trinidad
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