Zusammenfassung
Golpes de luz ist der zweite Roman der galicischen Schriftstellerin Ledicia Costas, der sich an ein erwachsenes Publikum richtet. Es handelt sich um einen nicht allzu fordernden Familienroman, der mit einem Hauch Kriminalgeschichte auch tragische Themen wie Drogenhandel und psychische Krankheiten anschneidet. Die Erzählung aus drei Perspektiven sollte insgesamt kein Problem haben, auch im deutschsprachigen Raum ihr Publikum zu finden, da die Familiengeschichte mit viel Zärtlichkeit und feinem Witz präsentiert wird.
Hintergrundinformationen
Die 1979 in Vigo geborene Ledicia Costas ist bislang vor allem als Kinder- und Jugendbuchautorin in Erscheinung getreten, 2015 erhielt sie etwa den Premio Nacional in der Kategorie Jugendliteratur. Während die Autorin auf Galicisch schreibt, wurden ihre zahlreichen Kinderbücher aber bereits in viele Sprachen übersetzt. Golpes de luz ist ihr zweiter Roman für Erwachsene.
Inhalt
Die Journalistin Julia kommt nach ihrer Scheidung zurück nach Galicien, um bei ihrer fast achzigjährigen Mutter Luz nach dem Rechten zu sehen. Obwohl beide Frauen schon immer ein schwieriges Verhältnis zueinander hatten, versuchen sie ihrem Sohn und Enkel Sebas zuliebe, das Familienleben aufrecht zu erhalten.
Der Junge scheint sich mit dem Umzug aus Madrid weit besser arrangiert zu haben als seine Mutter: Zwar vermisst Sebas seinen Vater und wird von einem Klassenkameraden drangsaliert, aber er hat auch zwei neue Freunde gefunden, die ihm Halt geben. Julia hingegen fällt es zunächst schwer, die Trennung hinter sich zu lassen. Auch kann sie es ihrer Mutter nicht verzeihen, dass diese ihr seit ihrer Kindheit die Wahrheit über ihren Vater verschweigt.
Julia, die vaterlos aufgewachsen ist, hat sich bei ihrer Rückkehr aber vorgenommen, die Geschichte ihres Vaters endlich aufzuarbeiten – sehr zum Unwillen von Luz, die die Vergangenheit am liebsten auf sich beruhen ließe. Großmutter Luz hat ein nicht näher definiertes „Problem mit dem Kopf“, das dafür sorgt, dass Luz im andauernden Dialog mit ihrer verstorbenen Mutter steht, stets einen Hammer mit sich führt und darüber hinaus allerlei Unfug anstellt.
Erst im Laufe der Geschichte wird Julia herausfinden, dass ihr verschwundener Vater in Drogengeschäfte verwickelt war, die im Galicien der 80er Jahre fast schon zum Alltag gehörten. Aber wenn Luz' Version der Geschichte stimmt und sich Julias Vater ein neues Leben in Argentinien aufgebaut hat... wo kämen dann die vielen Millionen von Pesetas her, die plötzlich zu Hause auftauchen?
Sprache/Stil
Golpes de luz ist ein Familienroman, der aus drei Erzählperspektiven heraus erzählt wird: Julias Stimme ist informativ und berichtet standardsprachlich in klaren Zusammenhängen, schließlich ist die Figur Journalistin und hat ihr Handwerk gelernt.
Die Erzählsituation des Kindes hingegen ist geprägt vom Erkenntnisstand eines Zehnjährigen, viele der erratischen Handlungen der Großmutter etwa webt der kindliche Protagonist bruchlos in seine Superhelden-Phantasien ein.
Großmutter Luz wiederum, die an einer nicht näher definierten psychischen Erkrankung leidet, besitzt wahrscheinlich die interessanteste Erzählstimme des Romans: In ihrem Kopf führt sie lange Streitgespräche mit der eigenen, schon lange verstorbenen Mutter, sie flucht wie ein Matrose und lässt ihren Meinungen und Ansichten freien Lauf.
Bewertung
Golpes de luz ist ein gelungener Familienroman über drei Generationen, der originell genug ist, dass man eigentlich gerne noch etwas mehr über die Figuren erfahren hätte, als es die insgesamt doch recht knappen 288 Seiten zulassen. Eine gewisse Scherenschnitthaftigkeit in der Charakterisierung der Protagonisten ist dabei vermutlich kaum zu vermeiden, trotzdem ist es möglich, den Figuren beim Lesen mit Anteilnahme zu begegnen, da die Autorin sie mit viel Zärtlichkeit präsentiert.
Die wechselnden Erzählperspektiven eröffnen die Möglichkeit, bestimmte Vorkommnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten, was immer dann besonders gut gelingt, wenn etwa Großmutter Luz dem Leser ihre wunderlichen Einfälle (beinahe) logisch auseinandersetzt, während sie in der Außenperspektive der Tochter Julia einfach nur verrückt erscheinen.
Ledicia Costas erzählt mit feinem Humor diese Familiengeschichte, die doch auch durch tragische Themen und Traumata gepägt wurde. Die Unterhandlung mit dem verschwundenen Vater fügt einen Hauch Kriminalgeschichte hinzu, was für die etwas zu geradlinige Entwicklung entschädigt.
Golpes de luz ist kein besonders fordernder Roman, aber eine liebevolle Geschichte wie diese, die noch dazu mit einem Schuss Humor und einem Happy End aufwartet, sollte kein Problem haben, ihr Publikum auch im deutschsprachigen Raum zu finden.
Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten
Während das Buch in der (hier vorliegenden) spanischen Ausgabe hauptsächlich in Standard-Spanisch geschrieben wurde, weisen die Kapitel, in denen die Großmutter erzählt, manche überholten Ausdrücke auf, für die im Deutschen ein ebenso antiquiertes Equivalent gefunden werden sollte.
Außerdem wurden in den Großmutter-Kapiteln dankenswerterweise auch immer wieder Flüche oder Redewendungen in Galicisch belassen, was inhaltlich Sinn macht und auf diese Weise auch indirekt zur besseren Charakterisierung der Figur beiträgt. In der Übersetzung sollte dem irgendwie Rechnung getragen werden, evtl. auch einfach durch Fußnoten.
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