INTERVIEW-ARCHIV
„Wir wollen Lesemotivation wecken und nicht Frust erzeugen.“
Martina Streble ist Gründerin des noch jungen Verlags „Edition Helden“, der auf Kindercomics spezialisiert ist.
Frau Streble, Sie haben im Jahr 2022 einen Verlag für Kindercomics, den Verlag „Edition Helden“, gegründet. Warum gerade Kindercomics?
Kindercomics begeistern so gut wie alle Kinder fürs Lesen! Und das aus mehreren Gründen: Sie sind oft viel lustiger als andere Bücher, die Illustrationen erleichtern das Verständnis und der Umfang ist gut abzuschätzen. Gar nicht so wenige Kinder haben Angst, die große Menge an Text nicht zu schaffen – und das gilt auch für Bücher, die aus Erwachsenensicht gar nicht so umfangreich sind. Meiner Meinung nach brauchen Kinder möglichst gleich am Anfang ein paar Erfolgserlebnisse mit Büchern, die sie auch noch begeistern, und dann kommt die Lesemotivation von ganz alleine.
Was macht für Sie einen guten Kindercomic aus?
Ein guter Comic begeistert die Kinder durch spannende oder lustige Geschichten sowie eindrucksvolle Illustrationen. Mir persönlich ist auch noch wichtig, dass die Schrift gut zu lesen ist, eventuell nicht zu viel Text verwendet wurde. Denn wir wollen ja Lesemotivation wecken und nicht Frust erzeugen. Als Mutter achte ich auch noch darauf, dass ich ihn mit gutem Gewissen Kindern in die Hand geben kann.
Man hat den Eindruck, dass der Comic in Deutschland an Sichtbarkeit gewonnen hat. Hat sich Ihrer Meinung nach auch das Image von Kindercomics verändert?
Ja! Zum einen gibt es viel mehr Eltern, die selbst schon Manga gelesen haben. Auch die Graphic Novels haben vor einigen Jahren viele neue Leser für das Medium gewonnen. Es gibt jetzt einfach auch viel mehr anspruchsvollere Comics, und davon profitiert das Image vom Comic. Trotzdem werden Comics von vielen noch nicht als „richtige Bücher“ gesehen, obwohl sie das natürlich sind. Eltern sind skeptisch, weil so wenig Text drin vorkommt. Wir sind noch nicht am Ziel.
Zu den ersten in Ihrem Verlag veröffentlichten Titeln zählte der Lizenztitel „Alex und die Monster: Hier kommt Mr. Flat!“, der erste Band der Reihe „Agus y los monstruos“ des spanischen Autors Jaume Copons und der Illustratorin Liliana Fortuny. Wie sind Sie auf diese spanische Kindercomic-Reihe aufmerksam geworden und was hat Sie daran besonders angesprochen?
Die Reihe habe ich auf der Kinderbuchmesse in Bologna gefunden. Sie hat mich einfach sofort angesprochen: die Illustrationen, die Kombination von Comic und kurzen Fließtexten, das Format. Und als ich dann reingelesen habe, war ich fasziniert von den lustigen Geschichten, die so nah an der Welt der Kinder sind und ganz nebenbei auch noch anderen Lesestoff vorstellen: Denn hier macht nicht nur die Art der Präsentation sondern auch der Inhalt Lust auf Lesen!
In Spanien umfasst die Reihe „Agus y los monstruos“ bereits 26 Bände. Dürfen sich auch die deutschen Leser*innen auf weitere Bände von „Alex und die Monster“ freuen?
Wir haben fest geplant weitere Titel zu veröffentlichen. Es wäre grandios, wenn auch die deutschen Leser*innen so begeistert von „Alex und den Monstern“ sind, dass wir alle Teile veröffentlichen können. Alex heißt die Hauptperson im Deutschen, denn die deutschen Kinder waren irritiert vom hier unüblichen Namen Agus.
Sind eventuell noch weitere Lizenztitel aus Spanien geplant?
Aktuell haben wir keine anderen Titel geplant, aber sobald wir etwas Spannendes sehen, ist das überhaupt nicht ausgeschlossen. Gerade haben wir übrigens auch eine Reihe begonnen, die von einer in Barcelona lebenden Illustratorin gestaltet wurde: „Lesen mit Ella und Tim“.
Insgesamt scheint uns der Bekanntheitsgrad spanischer Kinder- & Jugendliteratur in Deutschland noch recht gering zu sein. Hätten Sie eine Idee, wie man dies ändern könnte?
Ich finde, dass die spanischen oder auch katalanischen Förderungen sehr gut und attraktiv sind. Für mich wäre es einfacher, wenn Verträge bei Anträgen nicht auf Spanisch abgegeben werden müssten. Die spanische Kulturförderung ist auf einem tollen Weg. Ich bin sicher, es werden in den nächsten Jahren noch sehr viele andere spanische Titel in Deutschland erscheinen.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie selbst als Kind gerne gelesen und hatten Sie damals schon ein Faible für die Gattung Comic?
Das ist eine sehr gute Frage! Denn tatsächlich habe ich als Kind so gut wie keine Comics gelesen, aber viele andere Bücher. Nach einem anfangs holprigen Lesestart war ich eine richtige Leseratte. Zu den Comics habe ich erst als junge Erwachsene durch Graphic Novels gefunden.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
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