Zusammenfassung
Gute, intelligente Literatur für einen Sommerurlaub oder um im Alltag ein bisschen Sommerurlaub zu machen.
Hintergrundinformationen
Pedro Zarraluki (Barcelona, 1954) ist ein spanischer Schriftsteller, Journalist und Dozent für kreatives Schreiben im Ateneo Barcelonés. Er hat zwischen 1979 und 2021 neben einigen Kurzgeschichten zehn Romane veröffentlicht und wurde für seine Werke mit wichtigen spanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Ojo crítico (für El responsable de las ranas, 1990), dem Premio Herralde de Novela (für La historia del silencio, 1994) und dem Premio Nadal (für Un encargo difícil, 2005).
Inhalt
Ibiza im Sommer 1968: Die beiden Mittfünfziger Vicente Alós und Andrés Martel verbringen mit ihren Töchtern Candela und Sara (beide Anfang zwanzig) den Sommer in einer Pension auf Ibiza. Vicente ist ein erfolgreicher Architekt, lebenslustig, gutaussehend, charmant und allseits beliebt, Andrés handelt mit Antiquitäten von dubioser Herkunft und ist charakterlich das Pendant zu Vicente: dicklich, unbeholfen, unbeliebt, zur Grübelei und Depression neigend und in fast hypochondrischen Ausmaßen kränklich. Auch ihre Töchter, obwohl sie durch die Freundschaft der Eltern im Grunde gemeinsam aufgewachsen sind, könnten unterschiedlicher nicht sein: Candela, die Tochter von Andrés, ist schüchtern und introvertiert, Sara dagegen sprüht vor Lebendigkeit und Abenteuerlust. Die beiden jungen Frauen verbindet allerdings eine tiefe Unsicherheit der Zukunft gegenüber, Candela hat ihr Kunststudium abgebrochen und ist in einer Selbstfindungsphase, ebenso Sara, die einen Verlag gründen will, aber durch Zweifel und Unsicherheit gehemmt ist. In der Kulisse eines anscheinend beschaulichen Sommerurlaubs zweier gut situierter Familien auf der noch vom Tourismus unberührten Insel Ibiza kommen nach und nach düstere Geschichten aus der Vergangenheit der beiden Männer ans Licht: der von Andrés (versehentlich?) verursachte Unfall, bei dem seine Frau ums Leben kam, die wiederum eine Affäre mit Vicente hatte, der daraufhin von seiner Frau verlassen wurde. Was auf den ersten Blick wie eine gewachsene Männerfreundschaft wirkt, ist durchzogen von nicht überwundenem Groll und unausgesprochenen Vorwürfen. Auch in der Freundschaft der Töchter schwingt diese Ambiguität mit. Neben dem Haupterzählungsstrang über die Gegenwart und Vergangenheit der beiden Familien, spielen sich zahlreiche gut miteinander verknüpfte Nebengeschichten ab: Ibiza wird langsam touristisch erschlossen, was am von Architekt Vicente organisierten Umbau der kleinen Pension verdeutlicht wird. Gleichzeitig suchen in diesem Jahr Hippies aus aller Welt Ibiza auf, es werden Kommunen gegründet, was von Ibizas Bewohnern erst mit Skepsis, später wegen der Kaufkraft der nur scheinbar ärmlichen Hippies mit Wohlwollen betrachtet wird. Erzählt wird dies im Buch anhand der Freundschaft, die Candela zu einem Hippiemädchen aufbaut. Doch auch Ibiza als Reiseziel reicher Spanier wird anhand von Saras Sommeraffäre mit dem Sohn reicher baskischer Eltern thematisiert. Ein einsamer Maler, der in der gleichen Pension abgestiegen ist und zu Candelas Mentor wird, ein deutscher Schürzenjäger, der sich auf Ibiza niedergelassen hat und es sich gutgehen lässt und ein altes Nazi-Ehepaar, das in der gleichen Pension abgestiegen ist, gehören ebenfalls zum bunten Aufmarsch an Figuren, die allesamt glaubhaft konstruiert sind und dank ihrer psychologischen Tiefe nicht in Gefahr geraten, kostumbristische Repräsentanten eines Profils zu werden. Es sind gerade diese Figuren und ihre Konflikte, dabei immer wieder das Machtverhältnis zwischen Klassen und Generationen, was die Spannung ausmacht. Augenscheinlich skandalöse Ereignisse, wie zum Beispiel, dass Andrés von einem korrupten Polizisten gestohlene Ausgrabungsschätze ersteht und von der Polizei erwischt wird, sind fast nebensächlich. Sowieso geschieht alles mit der gemächlichen Unaufgeregtheit eines Sommers am Meer.
Sprache/Stil
La curva del olvido ist klassisch elegant und literarisch geschrieben, dabei verzichtet Zarraluki auf komplizierte Strukturen oder extravagante Formulieren. Ein kluger, entspannender Sommerroman, der trotz seiner teilweise tragischen Anekdoten optimistisch ist.
Bewertung
Ein empfehlenswertes Buch mit interessantem Setting. Die Figuren sind lebendig und halten das Interesse des Lesers am weiteren Geschehen immer aufrecht.
Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten
Zarralukis Literatur ins Deutsche zu bringen ist gut möglich und empfehlenswert. Das Thema Ibiza vor seiner touristischen Erschließung ist generell und besonders für Deutsche interessant, für die Ibiza bis heute ein beliebtes Reiseziel ist. Verschiedene psychologische Konditionen werden behandelt, aber auch politische und gesellschaftliche Themen, die im turbulenten Sommer 68 aktuell waren.
Die Nachricht vom unerwarteten Tod von Javier Marias hat die literarische Welt in Deutschland erschüttert. Radiosender berichteten...
WEITER
Herr Avila, mit einer durch die Pandemie bedingten Verzögerung von einem Jahr nimmt Spanien als Ehrengast an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse teil. Was erwartet uns?...
WEITER
Themenbereich
Jetzt abonnieren
Hier klicken
Willkommen bei New Spanish Books. Hier stellen wir Ihnen aktuelle spanische Titel vor, für die Sie die...