Piscinas que no cubren erzählt aus der Perspektive der Grundschülerin María vom Leben auf der Mittelmeerinsel Menorca. María ist im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern dorthin gezogen und verlebt dort eine unbeschwerte und sehr freie Zeit. In kurzen, filmischen Szenen von meist nur 2-3 Seiten lässt das Kind die Leser*innen teilhaben an ihren Entdeckungen und Erlebnissen. Das Buch ist eine humorvolle und kurzweilige Lektüre, die auch auf dem deutschsprachigen Markt sicher eine Leserschaft finden würde.
Die Autorin ist 1990 in Zaragoza geboren. Sie hat Werbung gelernt und nebenbei Drehbuch studiert. Heute arbeitet sie als Sprecherin für Werbefilme und Kampagnen, als Illustratorin und Texterin. 2013 hat sie den international beachteten Dokumentarfilm Los hombres también son vírgenes veröffentlicht, zu dem sie das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und die Produktion verantwortet hat. Piscinas que no cubren ist ihr erster Roman. Die Autorin hat selber im Alter von 3 bis 11 Jahren mit ihrer Familie auf Menorca gelebt, der Roman kann also durchaus als Hommage an ihre persönlichen Erfahrungen auf der Insel gelesen werden.
Der Roman beginnt mit der Ankunft der Familie von María auf Menorca. Der Vater ist Notar und zieht alle paar Jahre mit seiner Tochter und seiner Frau um, so wie es schon sein Vater gehandhabt hat. Die sechsjährige Ich-Erzählerin berichtet in kurzen filmischen Szenen ausschnittsweise von ihrem Heranwachsen und ihrem Alltag auf Menorca. Ihr Vater ist viel bei der Arbeit, die Mutter ist Fotografin und Künstlerin und verbringt mehr Zeit in der Dunkelkammer als mit ihrem Kind. Daher stellt die Familie als erstes ein Kindermädchen ein, das sich um María kümmert. Jerónima ist eine ehemalige Nonne und wird im Laufe der Jahre zur Ersatz-Oma für María. María, die frei von Konventionen und relativ autonom erzogen wird, entdeckt die Insel, beschreibt ihre Lieblings- und Rückzugsorte, beobachtet das Arbeitsleben und die Beziehung ihrer Eltern. Sie schläft auf Partys auf dem Stuhl ein, verbringt Nächte mit ihrem Vater und seinem Freund in der Bar. María erzählt vom Inselleben im Winter, wenn es stürmt, wenn die Restaurants fast alle geschlossen und nur noch die Anwohner auf der Insel sind. Es geht um die Menschen, die auf Menorca stranden – so wie letztlich auch María mit ihren Eltern dort gestrandet ist: eine alleinerziehende deutsche Mutter mit ihrem Sohn, der mit María in die Schule geht, ihre beste Freundin Anna, deren Vater arbeitslos ist, die erzkonservative Großfamilie aus Madrid, die dem Opus Dei anhängt und mit ihrer Entourage den Sommer auf der Insel verbringt – und deren Konservatismus Marías Autonomiebestreben diametral entgegen steht –, oder die einarmige Bäckerstochter, die sie fasziniert beobachtet, der Kutscher aus Deutschland, der von ihr und ihrem Vater „sexy man“ genannt wird. María zieht oft alleine los. Sie geht an die Promenade, wo sich die Restaurants und Souvenirshops aneinanderreihen, und beobachtet belustigt und fasziniert das Verhalten der englischen, französischen, deutschen und auch katalanischen Touristen. Manchmal ahmt sie einen Akzent nach, und gibt sich selber als Touristin aus, um mit Kindern in Kontakt zu kommen oder selbst in den Poollandschaften der Hotels schwimmen zu können – das ist die titelgebende Szene.
Allen Charakteren begegnet sie offen, kindlich-naiv, neugierig und unvoreingenommen, sie schildert ihre Erkenntnisse lapidar und nicht wertend, was lustig zu lesen ist. Im Laufe der Erzählung wächst María, ihr Körper kommt in die Pubertät, ihre Mutter bekommt ein zweites Kind, Marías Bruder. Mit dem Status als Einzelkind endet für María auch eine Phase der unbeschwerten Kindheit, die scheinbar nur durch das Inseldasein begrenzt war, denn in der letzten Szene verkündet ihre Mutter ihr, dass sie nach Barcelona umziehen werden, woraufhin sie sich in der hintersten Ecke des Gartens versteckt..
Das Buch ist eine unterhaltsame Sommer-Lektüre, dennoch aber nicht trivial. Die Mischung aus topografischer Beschreibung der Insel, unterschwelliger Kritik am Massentourismus und kindlicher Beobachtung ist gelungen. Piscinas que no cubren ist kein Roman im engeren Sinne, eher eine lose Aneinanderreihung von filmischen Szenen aus dem Leben eines Kindes. Aber man folgt der Ich-Erzählerin gerne über die Insel, durch die Erlebnisse der Kindheit und beobachtet ihre Entwicklung. Agúndez schreibt in einer einfachen, sehr bildlichen Sprache, vielleicht rührt das aus ihrer Tätigkeit als Drehbuchautorin und in der Werbung. Sie denkt in Szenen und beschreibt das Setting genau. Dabei gelingt es ihr aber sehr gut, konsequent die kindliche Perspektive beizubehalten, wodurch eine humorvolle Spannung entsteht. Ich empfehle das Buch daher zur Übersetzung.
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