Eine sympathische, ansprechend illustrierte Geschichte, die mit klassischen Märchenelementen spielt
Die Autorin:
Raquel Garrido ist Dozentin für Kunst und Design sowie Mitbegründerin des Bilder-buchverlags Apila Ediciones in Zaragoza. Sie hat über Kinder- und Jugendliteratur promoviert und sowohl theoretische Schriften zum Thema als auch mehrere Bilder-buchtexte verfasst. Auf Deutsch ist bisher nichts von ihr erschienen.
Der Illustrator:
Héctor Borlasca, geb. 1963 in Buenos Aires, hat Jura studiert, dann aber bald seine Leidenschaft für die Illustration entdeckt. Er arbeitet als Grafikdesigner und Illustrator in Südamerika und Spanien sowie seit zwanzig Jahren auch für verschiedene Verlage in den USA. Auf Deutsch ist bisher nichts von ihm erschienen.
Das Buch:
Mit einem großen Knall stürzt das Bücherregal um, die Bücher landen auf dem Boden und die Figuren purzeln heraus. Großes Chaos! Aber als Schritte zu hören sind, verschwinden die Protagonisten schnell wieder in ihren Geschichten, alles ist wieder normal. Wirklich alles? Nicht ganz. In “Die Prinzessin und der Drache” wird der Drache vermisst. Wie soll der Ritter jetzt die Prinzessin retten? Also muss irgendein tapferer Held den Drachen suchen gehen. Aber keiner meldet sich, außer – der Prinzessin. Die macht sich auf den Weg ins nächste Buch, “Ein Tag in der Stadt”. Dort findet sie zwar nicht den Drachen, aber ein Motorrad, das ihr sehr gelegen kommt. Als sie weiterfährt, trifft sie einen Indianerhäuptling, der nicht in diese Geschichte gehört. Die Prinzessin bietet ihm an, ihn zurück ins richtige Buch zu bringen. Dort stoßen sie in der Prärie dann auf einen Elefanten, der eigentlich nach Afrika gehört, genau wie die Piraten dort auf ihr Schiff am Meer und so weiter.
Nachdem die Prinzessin mehrere Figuren an ihren Platz begleitet hat, trifft sie im “Land der Fantasie” auch endlich auf den Drachen. Der will allerdings nicht mit ihr zurückkommen, weil es ihm in seiner neuen Geschichte viel besser gefällt als in seinem ursprünglichen Buch – vor allem, weil er dort am Ende immer getötet wird. Die Prinzessin verspricht ihm jedoch, dass sie die Geschichte entsprechend verändern werden. Und so geschieht es auch. Der Ritter muss sich einen Job suchen, der Drache lebt mit der Prinzessin im Schloss und befeuert bei Festen den Grill.
Doch eines Tages klopft ein Ritter mit seltsamem Helm ans Schlossportal – der Motorradfahrer, der sein Motorrad sucht. Die Prinzessin und er verlieben sich ineinander und nun endet das Märchen doch noch so, wie es sein muss: Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute – und der Drache grillt dazu.
Die Geschichte ist ein gelungenes Spiel mit klassischen Märchenelementen, die leicht gegen den Strich gebürstet werden. Die Prinzessin ist sympathisch, ihre Suche nach dem Drachen, die sie durch verschiedene Bücher führt, in denen sie immer neue Figuren trifft, macht Spaß. Die Sprache ist recht witzig, zum Beispiel die immer wiederkehrende Formulierung vom Raffen ihres “Rockes und der zweitausenddreihundertvierundfünfzig Unterröcke”. Die Illustrationen unterstreichen diesen Eindruck und passen mit dem kindlich-farbenfrohen Strich sehr gut zum Text.
Die Demontage von Genderklischees steht hier zwar nicht so im Vordergrund wie beim Klassiker “Prinzessin Pfiffigunde” von Babette Cole, der dem Titel sicherlich als Vorbild gedient hat, ist aber durchaus präsent. Möglicherweise könnte der Indianerhäuptling auf Kritik stoßen, auf jeden Fall ändern sollte man im Falle einer Übersetzung meines Erachtens die rudimentären Sprachkenntnisse, die er im Original hat, ansonsten gibt es keine größeren übersetzungstechnischen Probleme.
Insgesamt kann ich mir gut vorstellen, dass das Bilderbuch auch in Deutschland Anklang finden würde.
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