Ignacio Abad ist von der Realität nicht überzeugt. Oder besser gesagt, er lässt sich nicht von ihr täuschen. Und deshalb präsentiert er uns mit diesem Buch keinen Roman, der eine bequeme und weiträumige Erzählform ist und gemäß der spanischen Bezeichnung "Novela" Neues vermittelt, sondern ein Buch mit Kurzgeschichten, das nach dem Lesen erhalten bleibt und aufgeht, weil darin selbst das Gewesene neu ist. Auf diesen Seiten spielt der Autor unter anderem mit der bildhaften Figur der Erinnerung als das, was erst noch kommt, oder er formuliert den großartigen Gedanken, dass das Gefühl der Einzigartigkeit uns allen eigen und somit etwas Gewöhnliches ist. Und mit diesen Gedankengängen über das Gewöhnliche entwickelt er ein Artefakt ineinander verschlungener Szenen, das auch ein Trugbild ist, ein Rätsel im Dämmerlicht des eigenen Seelenlebens, in der Sphäre des Denkens. Hierin ist all das enthalten, was Ignacio Abad nicht begreift, was er aber - vielleicht ungewollt - in seinen zurückhaltenden, makellosen Erzählungen andeutet. Rubén Lardín.