José Morella erzählt in "West End" die Geschichte seines Großvaters Nicomedes, der an einer Geisteskrankheit litt, und das zu einer Zeit, in der die Behandlung davon geprägt war, dass man die Augen davor verschloss wie vor so vielem während der Franco-Diktatur. Die Geschichte von Nicomedes war seit jeher ein Tabu, eines jener Themen, die bei Familientreffen totgeschwiegen wurden. Mit dem Wenigen, was ihm bekannt war, konnte José Morella schließlich die Familienmitglieder dazu bewegen, darüber zu sprechen, und er schrieb einen bewegenden, couragierten Roman über die Geschichte seines Großvaters. Er zeichnet dabei gleichzeitig ein schonungsloses Bild des Spaniens der siebziger Jahre, mit einem Ergebnis, das erhellender nicht sein könnte. Der Roman, der uns vom ländlichen Andalusien bis nach Ibiza führt, ist neben der Geschichte des Nicomedes auch eine Geschichte der Migration, und er ist auch eine tiefgehende Reflexion über die Zerbrechlichkeit des Menschen und die Suche nach der eigenen Identität.