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Heinrich von Berenberg. „Eine Explosion der Kreativität“
Heinrich

Heinrich von Berenberg im Gespräch

20 Jahre lang arbeitete Heinrich von Berenberg als Übersetzer und Herausgeber, gestaltete unter anderem die Programme der Verlage „Wagenbach“ und „Kunstmann“. Vor sechs Jahren gründete er seinen eigenen Verlag, den Berenberg-Verlag. In ihm veröffentlicht er ganz unterschiedliche Genres. Insbesondere widmet sich von Berenberg Büchern aus Spanien und Lateinamerika. Kersten Knipp hat mit dem Verleger gesprochen.

 

Herr von Berenberg, wie haben Sie die spanischsprachige Literatur entdeckt?

Das geschah damals in den 1970er Jahren. Damals bin ich wie so viele Menschen auf die Schriftsteller des lateinamerikanischen „Booms“ – García Márquez, Carlos Fuentes, Vargas Llosa und andere – gestoßen. In den 80er Jahren war ich dann für den Verlag Klaus Wagenbach tätig. Damals habe ich mich als Lektor um spanischsprachige Literatur gekümmert. Darüber habe ich nach der lateinamerikanischen auch die spanische Literatur kennengelernt. Daraus ist dann ja eine ganze Menge entstanden: Literatur, Essays, die Bücher des Filmemachers Luis Buñuel, dann die Bücher von Javier Tomeo. Damals war das noch eine relativ fremde Angelegenheit. Das war aber auch ganz schön, denn Spanien war damals noch sehr weit weg. Es galt als sehr entferntes Land, es lag weit hinter den Pyrenäen, gehörte fast kaum zu Europa.

Was genau hat Sie an dem Umstand fasziniert, dass das Land damals so fremd schien?

Ja, das war eine bewegende Zeit. Die Zäsur war natürlich der endliche, herbeigesehnte Tod von Franco. Danach ist das Land dann kulturell ja geradezu explodiert. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre sind in Barcelona etwa phantastische Zeitschriften erschienen. Über sie habe ich viele der Vorgänge in ganz neuer Deutung mitbekommen. Ich habe damals sehr viel gelesen, war auch oft im Land, habe die ersten Autoren kennengelernt. Natürlich war die Entdeckung der spanischen Literatur und Kultur in gewisser Hinsicht auch ein Stück politischer Romantik. Neben Spanien haben wir uns damals natürlich auch sehr stark mit den politischen Auseinandersetzungen in Lateinamerika beschäftigt. Die fanden ja ihren unmittelbaren Niederschlag auch in der Literatur.

Wie sehen Sie die spanischsprachige Literatur heute? Wie hat sie sich entwickelt?

Es hat sich sehr vieles geändert. Der „Boom“ ist Geschichte, und auch die literarischen Modelle, die dieser Boom in die Weltliteratur trug, sind Geschichte. Die Zeit des magischen Realismus ist vorbei. Die heutige Literatur ist ganz anders – durchaus in einem positiven Sinn. Für mich selbst verbindet sich eine große Zäsur mit dem Namen Roberto Bolaño. Ich habe ja eine ganze Reihe seiner Bücher übersetzt. Bolaño hat die spanischsprachige Literatur sehr nach vorne gebracht. Denn einerseits hat er sie von diesem bisweilen etwas langweiligen realistischen Weg weggelotst. Gleichzeitig hat er ein sehr radikales Gegenwartsgefühl in sie getragen. „Die wilden Detektive“, „2666“, aber auch die früheren Texte – sie haben in Lateinamerika erhebliche Folgen gehabt. Ansonsten kenne ich mich am besten in Mexiko, Kolumbien und Argentinien aus. In Argentinien begründeten Borges und Cortázar eine große literarische Tradition und wiesen dem Land in gewisser Weise den Weg in die literarische Unabhängigkeit. Aber auch dort sind viele literarische Einflüsse aus dem restlichen Lateinamerika spürbar geworden. Das hat sich heute gründlich geändert. Immer wieder beobachte ich, wie intellektuell lebendig die dortigen Szenen sind. Leider ist der Kontinent recht weit von Europa entfernt. Das schafft auch heute noch Probleme. So ist es für die Lateinamerikaner nach wie vor nicht leicht, an die europäischen Bücher heranzukommen. Das ist ein altes Phänomen: In Lateinamerika fühlt man sich Europa kulturell sehr nahe, ist geographisch aber sehr weit entfernt. Dieses Thema ist ja auch in der Literatur immer wieder aufgegriffen worden.

Sie haben soeben einen Roman veröffentlicht, den die Jury der „New Spanish Books“ in ihrer letzten Sitzung zur Übersetzung vorgeschlagen hatte: „Fiesta en la Madriguera“ von Juan Pablo Villalobos. Bei Ihnen liegt das Buch nun unter dem Titel „Fiesta in der Räuberhöhle“ vor. Was hat Sie an diesem Roman gereizt?

Der Roman ist für mich ein geradezu klassisches Beispiel dafür, welche Wege die zeitgenössische lateinamerikanische Literatur heute nimmt. Das Buch ist für meine Begriffe sehr modern. Denn es erzählt von einem düsteren Thema, nämlich dem mexikanischen Drogenkrieg, auf eine geradezu burleske Weise. Es schildert ihn aus der Perspektive eines kleinen Kindes, das das, was es tagtäglich sieht, noch kaum begreift. Dieses Kind ist der Sohn eines großen Drogenhändlers. In seiner zugleich düsteren und bewusst naiv gehaltenen Art wirkt der Roman fast wie ein virtuoser Comic-Strip. Auch Juan Pablo Villalobos selbst ist ein moderner Typ des lateinamerikanischen Schriftstellers. Er entspricht in keiner Hinsicht dem klassischen lateinamerikanischen Intellektuellen aus der Oberschicht, der nicht von dem Verkauf seiner Bücher leben muss – oder der der Klasse, der er entstammt, den Fehdehandschuh hinschmeißt und auf diese Weise berühmt wird. Villalobos kommt aus Mexiko, lebt derzeit in Barcelona und wird demnächst nach Brasilien ziehen – ein globalisierter Schriftsteller also. Das liegt auch daran, dass er hauptberuflich in der Marketingbranche arbeitet. So hat er einen nüchternen Blick auf die Literatur – und das merkt man diesem Buch auch an. Vor allem aber besticht es durch seinen lakonischen Humor, der ein so düsteres Thema wie den mexikanischen Drogenhandel auf ganz neue, durchaus erhellende Weise aufgreift.

Machen wir einen kleinen Sprung nach Deutschland. Wie sehen Sie die hiesige Marktlage für spanischsprachige Literatur?

Die stimmt mich leider ein wenig melancholisch. Denn die Marktchancen für diese Literatur beurteile ich einigermaßen skeptisch. Es wird immer wieder Bestseller geben. Aber das sind doch eher die nicht ganz so elitären, sich in Richtung des Trivialen bewegenden Bücher. Das kann man etwa an den Büchern von Isabell Allende sehen. Auch den Namen Paulo Coelho kann man nennen. Aber die ernsthafte lateinamerikanische Literatur – vor allem eine, die sich etwas traut –, die wird es weiterhin sehr schwer haben. Das auch darum, weil sie sich in einer globalisierten Konkurrenz bewegen muss. Literatur aus Asien, aus China, aus Japan, aus Afrika ist inzwischen praktisch gleichbedeutend mit der spanischsprachigen Literatur. Insbesondere die lateinamerikanische Literatur hat ihre privilegierte Situation verloren. Hinzu kommt das nach wie vor bestehende Vorurteil, Nachrichten aus Lateinamerika seien vor allem schlechte Nachrichten. Das stimmt zwar nicht mehr. Aber dem Ansehen der Literatur schadet das trotzdem. Aber ich würde mich freuen, wenn ich mich irren würde. Mich selbst entmutigt das allerdings nicht. Ich finde auf dem spanischsprachigen Markt weiterhin sehr interessante Sachen. Darum werde ich Bücher aus diesem Sprachraum natürlich auch weiterhin veröffentlichen.

Nach welchen Prinzipien wählen Sie Ihre Titel denn aus?

Ich habe ja ein sehr kleines Verlagsprogramm, und das erleichtert vieles. Ich kann mir sehr genau aussuchen, was ich will. Tatsächlich haben wir in der Vergangenheit kaum Belletristik veröffentlicht. Das werden wir auch in Zukunft nur in Ausnahmefällen machen. Insgesamt kann ich mich so auf Dinge konzentrieren, die mir wirklich neu erscheinen. Autobiographische Literatur, Essays, Reiseliteratur und Memoiren – das wird weiter der Kern meines Programms bleiben. Das Kriterium bei der spanischsprachigen Literatur ist für mich weniger das Historische, die Wiederentdeckung alter Titel. Stattdessen ziehe ich es vor, literarisch neuartige, innovative Bücher zu suchen. Diese Titel können den verschiedensten Genres entstammen. Da ist das Verlagsprogramm sehr offen.

 

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