Die Bilderbuchreihe „Little people, BIG DREAMS“ (auf Spanisch „Pequeña & GRANDE“, erschienen bei Alba Editorial) der spanischen Autorin Isabel Sánchez Vegara hat sich zu einem internationalen Bestseller entwickelt. Sie versammelt die Lebensgeschichten berühmter Persönlichkeiten – vor allem Frauen -, die mit Stereotypen gebrochen und Außergewöhnliches für ihre Mitmenschen geleistet haben. Der erste Titel der Reihe erschien im Jahr 2014 auf Spanisch, heute umfasst die Serie Dutzende von Bänden und wurde in
30 Sprachen übersetzt. Weltweit sind mittlerweile 3,9 Millionen Exemplare verkauft worden. Auf Deutsch ist die Serie beim Insel-Verlag erschienen, der Start in deutscher Sprache erfolgte im Jahr 2019.
NSB: Frau Sánchez Vegara, wie sind Sie überhaupt auf die Idee zu dieser Erfolgsserie gekommen?
Die Idee entstand im Jahr 2014, dank einem freudigen Familienereignis: der Geburt meiner Nichten, Alba und Claudia. Als Geschenk für sie suchte ich nach einem Buch und stellte fest, dass es in den Buchhandlungen immer noch zu viele Prinzessinnen gab. Echte Heldinnen, Fehlanzeige. Mir aber kamen damals jede Menge außergewöhnlicher Frauen in den Sinn, die ich als Kind gerne kennengelernt hätte: Coco Chanel, Frida Kahlo, Amelia Earhart, Marie Curie ... Es gibt diese Bücher nicht, aber es sollte sie geben, dachte ich mir und machte mich an die Arbeit.
NSB: Die Themen der Bände sind anspruchsvoll, die Texte knapp. Welche Rolle spielen bei Ihren Büchern die Illustrationen und warum lassen Sie die Illustrationen für die einzelnen Bände von unterschiedlichen IllustratorInnen anfertigen?
Es bereichert die Serie ungemein, für jeden Titel auf das Talent eines anderen Künstlers zu setzen. Genau die richtige Illustratorin für jedes einzelne Projekt zu finden, gehört übrigens auch zu den Arbeitsschritten, die mir am meisten Freude bereiten. Entscheidend ist für mich, dass es eine Verbindung zwischen dem Charakter und dem Künstler, der ihn zum Leben erweckt, gibt. Sei es durch den Stil oder die Zeichentechnik, oder weil beide eine ähnliche persönliche Geschichte bzw. den gleichen kulturellen Hintergrund haben, oder aber alles auf einmal. Die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Illustrationen von Sveta Dorosheva für Anne Frank sind meiner Meinung nach ein gutes Beispiel, oder aber auch die Arbeit von Manal Mirza für Malala Yousafzai.
NSB: Die Anzahl der Bände wächst und wächst. Schildern Sie uns doch bitte einmal, wie der Arbeitsprozess abläuft und wie das Zusammenspiel zwischen Ihnen, den IllustratorInnen und den Verlagen aussieht.
Anfangs war die Auswahl der Charaktere ganz einfach: Ich schrieb über Personen, die ich als Kind gerne kennengelernt hätte. Die Reihe ist dann allmählich gewachsen, und heute verfüge ich über ein fantastisches Team an Verlagen, mit denen wir darüber diskutieren, welche Persönlichkeiten in das Programm des nächsten Jahres aufgenommen werden sollen. Sind die Charaktere ausgewählt, suche ich die IllustratorInnen anhand der schon genannten Kriterien. Parallel dazu tauche ich in die Biografie dieser Persönlichkeit ein und recherchiere überall: angefangen bei Wikipedia bis hin zu veröffentlichten Autobiografien, Fernsehinterviews, Artikel in der New York Times, Sammlungen berühmter Zitate oder Biopics auf Netflix. Dann gilt es, alles wieder zu verwerfen, bis auf das Wesentliche, das gewisse Etwas, das diese Persönlichkeit einzigartig macht und zum Leitfaden der Geschichte wird. Wenn dann der Text von Anfang bis Ende steht, überlege ich mir, welche Szenen ihn begleiten, als Gerüst für die Illustratorin. Quasi als Ausgangspunkt, um mit dem Zeichnen zu beginnen.
NSB: Inwiefern haben ausländische Verlage - für Deutschland wäre das der Insel-Verlag - die Möglichkeit, Einfluss auf die Auswahl der Charaktere zu nehmen?
Dass sich der Insel-Verlag entschieden hat, die Reihe zu veröffentlichen, hat mich sehr gefreut. Mein Mann ist Deutscher, wir kannten den Verlag also gut. Von Anfang an hatten wir eine sehr offene Beziehung und bislang habe ich zwei Bücher erstellt, die zuerst auf Deutsch erschienen sind: die Biographien von Hannah Arendt mit Illustrationen von Sophia Martineck und Pina Bausch, illustriert von Hanna Barczyk. Auch jetzt arbeite ich gerade an einem Titel, der vom Verlag vorgeschlagen wurde: Alexander von Humboldt.
NSB: Können Sie uns etwas zum Erfolg der Serie speziell auf dem deutschsprachigen Markt sagen?
Die Reihe kam 2019 nach Deutschland, später als in anderen Ländern. Aber in nur wenigen Jahren sind bereits 40 Titel auf Deutsch erschienen, was ich erstaunlich und großartig finde. Es scheint viele Träumer zu geben, die vor dem Schlafengehen gerne eine Geschichte lesen und neuen Freunden begegnen.
NSB: Hätten Sie eine Idee, wie man Kinder, die nicht gerne lesen, für das Lesen gewinnen kann?
Im Fernsehen gab es vor Jahren eine Werbekampagne, in der es hieß „Wenn du liest, lesen sie.“ Die beste Art und Weise, damit ein Kind liest, ist es meiner Meinung nach, dass auch die Eltern lesen. Dass es zu Hause Lesemomente gibt und man sie zu einem gemeinsamen Vergnügen macht. Einfach damit beginnen, jeden Abend gemeinsam eine Geschichte zu lesen, und sehen, was passiert. Wenn der Funke überspringt, super. Und wenn nicht, kein Drama draus machen. Nicht jeder mag gerne lesen.
NSB: Verraten Sie uns zum Schluss doch bitte noch, ob Sie sich in Ihrem Schaffen momentan ganz auf die Serie konzentrieren, oder ob es eventuell neue Projekte gibt.
Momentan ist das alles. Ehrlich gesagt, macht mir die Reihe so viel Freude, dass es nichts gibt, was ich lieber machen würde.
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