La puerta (Die Pforte)
Autor: Manel Loureiro
Verlag: Editorial Planeta, 2020. 352 Seiten.
Gutachterin: Anette Lang-Coiro
Zusammenfassung
La puerta ist der neue Mystery-Thriller des galicischen Autors Manel Loureiro, der bereits als „spanischer Stephen King“ bezeichnet wurde. Obwohl der Roman nicht durch ausgesuchte Sprache glänzt, werden Liebhaber des Genres den mitreißenden page turner, der viel Raum für das Übernatürliche und Okkulte lässt, sicherlich nicht zuletzt wegen seines Lokalkolorits zu schätzen wissen und vielleicht sogar einem amerikanischen Pendant vorziehen.
Hintergrundinformationen
Der 1975 in Pontevedra geborene Manel Loureiro trat in jungen Jahren als Journalist und TV-Moderator in Erscheinung. Seit 2012 veröffentlichte er mehrere Thriller, darunter die Apocalypse Z-Reihe, die Loureiro zunächst auf seinem Blog publizierte, wo sie bald Kult-Status erreichte.
Seine Bücher sind heute auf mehrere Sprachen übersetzt (darunter Deutsch) und Loureiro wurde in spanischen Medien bereits als der „spanische Stephen King“ apostrophiert.
Inhalt
Die junge Polizistin Raquel gehört in Madrid einer forensischen Elite-Einheit an und muss sich gleichzeitig alleinerziehend um ihren todkranken Sohn Julián kümmern. Als die Ärzte schließlich jede Hoffnung für den Neunjährigen aufgeben, klammert sich die verzweifelte Mutter an einen letzten Strohhalm und beantragt ihre Versetzung ins ländliche Galicien. Denn in Ermangelung von Alternativen aus der Schulmedizin hat Raquel im Internet Kontakt mit der Galicierin Ramona aufgenommen, die sich selbst als Heilerin bezeichnet und die vollständige Genesung des Jungen verspricht. Unabhängige Zeugen, die Raquel im Internet ausfindig machen kann, scheinen Ramonas Gabe zu bestätigen.
Doch Raquels Plan geht nicht auf: Während einerseits die Heilerin, die Julián retten sollte, auf mysteriöse Weise verschwindet, sieht sich Raquel andererseits mit einem unerklärlichen Ritual-Mord vor einer jahrtausendealten Opferstätte, der Puerta Del Más Alla, konfrontiert.
Bei dem jungen Mädchen, das nach uralten Praktiken geopfert wurde, handelt es sich ausgerechnet um eine der Zeuginnen, die zuvor von Ramona geheilt worden war.
Bald führen ihre fieberhaften Ermittlungen Raquel an den Punkt, an dem sie die beiden Vorkommnisse miteinander in Verbindung bringen muss und so selbst in den Mittelpunkt des Geschehens gerät... und mit ihr das Schicksal aller Menschen, die ihr etwas bedeuten.
Sprache/ Stil
Loureiro erfindet in La puerta die Sprache nicht gerade neu, im Gegenteil werden des Öfteren literarische Gemeinplätze und allzu bekannte Vergleiche bemüht. Allerdings gelingt es dem Autor, trotz sprachlicher Schwächen einen mitreißenden page turner abzuliefern, der den bevorstehenden Tod des kleinen Sohns, übersinnliche Phänomene, okkulte Praktiken und grausame Morde zu einem satten Spannungsbogen zusammenschweißt.
Außerdem kann der Mystery Thriller durch starken Regionalbezug punkten. So sind sowohl die Puerta del Más Allá als auch der Monte Seixo real existierende Orte, die der Autor im Nachwort sogar zu besuchen einlädt. Die ausgestorbenen Dörfer, bröckelnde Infrastruktur und abweisenden Alten der Region bieten einen perfekten Hintergrund für den Roman.
Besonders schön sind im Kontext des Regionalbezugs gerade jene Textstellen geraten, in denen das Lokalkolorit natürlich in die Handlung einfließt, etwa wie der Moment, als Raquel in alten Zeitungen nach Ritualverbrechen in der Vergangenheit recherchiert und stattdessen den Caudillo auf der Titelseite findet. Die franquistische Presse schreibt verschiedene blutige Vorkommnisse nach dem Bürgerkrieg dann auch marodierenden Gruppen von Republikanern zu, die in der Gegend noch ihr Unwesen treiben würden.
Auch beruht ein Großteil der Stimmung des Romans auf der Tatsache, dass es an jedem einzelnen Tag des etwa zwei Wochen umfassenden Handlungsrahmens in Strömen regnet und alle Protagonisten ständig mit dem schlechten Wetter in Galicien zu kämpfen haben.
Bewertung
Im deutschen Sprachraum erfreuen sich Krimis mit Regionalbezug schon seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Während deutschsprachige Krimi-Autoren jedoch meist auf die leisen Töne setzen und nicht selten mit viel Witz arbeiten, beschreitet Loureiro hier mit viel Selbstbewusstsein den Weg des Mystery-Thrillers.
Trotz seiner sprachlichen (und an manchen Stellen auch logischen) Schwächen braucht sich der Roman dabei aber nicht vor den dominanten amerikanischen Vorbildern in der Szene zu verstecken: Liebhaber des Genres werden sich über den ambivalenten Plot freuen, der viel Raum für das Übernatürliche und Okkulte lässt, dabei aber fest im Rahmen eines düsteren und regnerischen Galiciens verankert ist. Die Devise lautet hier: Galicien statt Maine.
Da auf Deutsch bereits die Apocalypse-Z-Reihe Loureiros erschienen ist, ist es außerdem durchaus möglich, dass auch eine kleine Fangemeinde schon auf den nächsten Titel des Autors wartet. Eine Übersetzung ins Deutsche wird daher klar empfohlen.
Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten
Mit Ausnahme einiger – bereits hinreichend vom Autor selbst erklärten – Begriffe aus dem galicischen Spanisch dürfte der vorliegende Roman einem Übersetzer keinerlei Schwierigkeiten bereiten.
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