La tribu de los Zippoli (Der Stamm der Zippoli)
Autor: David Nel·lo, mit Illustrationen von Pere Ginard, aus dem Katalanischen ins Spanische übersetzt von Concha Cardeñoso
Verlag: Editorial Casals, Barcelona 2017, 136 Seiten
Genre: Kinderbuch
Lesealter: Vorlese- oder Grundschulalter
Gutachterin: Silke Kleemann
Zusammenfassung
Ein vormals lesemuffliger Junge stößt in der Schulbibliothek auf ein geheimnisvolles Buch, das für jeden Leser eine andere Geschichte bereithält. Das Buch wird für ihn zu einem Freund und eröffnet ihm nicht nur die Welt des Lesens, sondern hilft ihm auch, die Beziehung zu seinem Bruder und seiner Familie zu verbessern.
Hintergrundinformation
David Nel·lo (*1959 in Barcelona) ist ein bekannter katalanischer Schriftsteller und Übersetzer, der Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene schreibt. Seine Werke sind vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Barco de Vapor, dem Premio Edebé de Narrativa Infantil y Juvenil und zuletzt 2019 mit dem Premio Sant Jordi de Novel·la. Bücher von ihm sind in verschiedene Sprachen übersetzt, ins Deutsche bisher nur der Jugendroman 9 Monate XXL bei Bloomsbury (2010).
Pere Ginard ist Filmemacher und Illustrator und erhielt viele Auszeichnungen für seine photographischen und audiovisuellen Arbeiten.
Inhalt
Guillermo kommt aus einer Familie der Leseratten, er selbst liest aber nicht gern. Als zusätzliche Pein muss er sich in der Schule jeden Mittwoch mindestens ein Buch aus der Schulbibliothek ausleihen. Er versteht einfach nicht, was die anderen am Lesen finden! Doch dann will der Zufall es, dass er sich eines Mittwochs ein besonderes Buch ausleiht, das nicht so ist wie die anderen ... "Der Stamm der Zippoli".
Die alte, schildkrötenartige Bibliothekarin Señora Milstein ist selber überrascht, weil sie das Buch nicht in ihrem Katalog findet, sie leiht es Guillermo aber dennoch aus. Und der ist von der ersten Seite an völlig fasziniert - die Geschichte entspricht genau seinem Geschmack, zudem spricht eine der Figuren, Domenico Zippoli, der Anführer des Stamms, ihn persönlich beim Namen an und erteilt ihm einen guten Ratschlag, wie er es schaffen kann, sich nicht mehr so leicht von seinem großen Bruder Nicolás ärgern zu lassen.
Genau in diesem Moment der ersten freudigen Überraschung über das Buch naht sein Bruder schon wieder und will ihm das Buch wegnehmen. Guillermo wehrt sich zunächst, doch als Nicolás ihm später laut aus dem Buch vorliest, bemerkt er, dass für seinen Bruder der Text ein völlig anderer ist, ein spannender Abenteuerroman ganz nach Geschmack des Bruders, in dem die Zippoli nun sogar Kannibalen sind.
Testweise lässt Guillermo sich dann den Anfang des Buchs auch noch einmal von seiner Mutter vorlesen - wieder kommt ein anderer, diesmal zahmerer, aber ebenfalls zauberhafter Text zum Vorschein. Und sobald Guillermo das Buch wieder allein öffnet, spricht Domenico Zippoli ihn erneut direkt an, weiß auch von seinen Problemen in der Schule und gibt ihm gute Tipps, wie er sich besser fürs Lernen organisieren kann.
Doch dann naht der Mittwoch, und Guillermo wird mit Schrecken bewusst, dass er das geliebte Buch in der Schule zurückgeben muss. Gemeinsam mit seinem Bruder heckt er einen Plan aus, wie sie stattdessen ein anderes Buch im identischen Einband zurückschmuggeln können. Doch Señora Milstein bemerkt den Trick und fordert per Telegramm das Original zurück. Guillermo kann sich leicht vorstellen, wieso ... auch die alte Bibliothekarin ist nun bezirzt von ihrer ganz persönlichen Version von "Der Stamm der Zippoli".
Guillermo und sein Bruder warten sehnsüchtig auf die nächste Gelegenheit, das besondere Buch auszuleihen. Doch als er es eine Woche später wieder versucht, ist das Buch in der Bibliothek nicht auffindbar! Guillermo folgt Señora Milstein heimlich nach Hause und findet heraus, dass ihre Nichte María, die gerade zu Besuch ist, das Buch entdeckt und heimlich an sich genommen hat. Guillermo überredet María, ihm das Buch noch einmal für einen Tag zu überlassen, damit er es fertig lesen kann. Das tut er dann auch, die ganze Nacht lang, nur er allein, ohne seinem Bruder oder irgendjemand anderem etwas von seinem Geheimnis zu verraten.
Bewertung
Die Erzählweise dieses Romans ist traditionell, ein allwissender Erzähler spricht die Leser an und wirbt um ihr Verständnis für Guillermo. Trotz dieser klassischen Perspektive ist der Ton äußerst lebendig und nah an der kindlichen Sicht. Es ist anschaulich und humorvoll geschrieben, mit vielen fetzigen Dialogen zwischen den beiden streitenden Brüdern, die sich mit lustigen Spitznamen und Schimpfwörtern versehen.
Es ist lustig und gut nachvollziehbar, wie Guillermos Leseunlust zu Beginn geschildert wird, wie er sich aufregt, weil er gleich im ersten Satz schwierige Wörter nicht versteht und keine Lust hat, sie wie von der Lehrerin aufgetragen im Wörterbuch nachzuschlagen.
Das alte Thema von vielen Büchern in einem Buch wird von David Nel·lo wunderbar umgesetzt, die Geschichte entfaltet schnell einen Zauber auf den Leser und lässt einen Seite um Seite weiterlesen, quasi performativ also dieselbe Wirkung, die auch Guillermo in der Geschichte erlebt. Die verschiedenen Versionen der Zippoli-Geschichte werden auszugsweise abgedruckt, also die Version von Guillermo, seiner Mutter, seinem Bruder, der Bibliothekarin ... alles Varianten rund um denselben imaginären Inselstamm, was aufs Schönste die vielfältigen Möglichkeiten des Geschichtenerzählens mit verschiedenen Schwerpunkten demonstriert.
Eine perfekte Ergänzung zur Geschichte bilden die Bilder in Collagen-Technik von Pere Ginard, er montiert darin Fotos mit Illustration. Das hat einen altmodischen Anklang und ist fürs Kinderbuch eher ungewöhnlich, ist aber sehr ausdrucksstark und überzeugt gerade durch die Originalität. Die Illustrationen ziehen einen in die Welt des Bildes, erzählen noch einmal eine ganz eigene Geschichte.
Ich finde diesen Roman wunderbar geeignet, um bei Kindern im Vorlese- oder Grundschulalter die Leselust zu wecken und möchte ihn daher sehr zur Übersetzung empfehlen.
Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten
Die Übersetzung wäre ohne größere Schwierigkeiten möglich.
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Martina Streble ist Gründerin des noch jungen Verlags „Edition Helden“, der auf Kindercomics spezialisiert ist. Frau Streble, Sie haben im Jahr 2022 einen Verlag für Kindercomics...
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