Autor: Jordi Pigem
Verlag: Editorial Kairós Barcelona 2009, 190 Seiten
GutachterIn: Maria-Theresia Kaltenmaier
Buena Crisis. Hacia un mundo postmaterialista von Jordi Pigem, Doktor der Philosophie, Wissenschaftsphilosoph und Schriftsteller, ist ein essayistisches Werk, in dem der Leser hingeführt wird zu dem Gedanken, sich in Zeiten der Krise(n) neu zu erfinden. Vor dem Hintergrund der großen Wirtschaftskrise, die Europa und die Welt in den letzten Jahren erschüttert, entwirft der Autor auf der Grundlage philosophischer, wirtschaftlicher, politischer, ökologischer Aspekte eine klare Sicht der Zusammenhänge, die zur vorherrschenden Krise geführt haben, uns aber auch einen Weg eröffnen, im Sinne einer „guten Krise“ als Gesellschaft zu reifen.
Jordi Pigem war von 1998 bis 2003 als Professor am Schumacher College für holistische Wissenschaft in England tätig. Er erhielt 1999 den Premio de Filosofía del Instituto de Estudios Catalanes (Auszeichnung im Bereich Philosophie des Instituts für Katalanisch-Studien) mit dem Titel seiner Dissertation El pensament de Raimon Panikkar: Una filosofia de la interdependencia (Die Gedankenwelt von Raimon Panikkar: Eine Philosophie der Interdependenz) sowie 2006 den Preis Resurgence and Scientific and Medical Network Essay. La odisea de occidente: modernidad y ecosofía (Die Odyssee des Okzidents: Moderne und Ökosophie) erschien 1994 im Verlag Kairós. Es liegen weitere Veröffentlichungen zu bedeutenden Denkern des 20. und 21. Jahrhunderts, wie Fritjof Capra, Ivan Illich sowie über den britischen Ökonom E. F. Schumacher und auch über Leonardo da Vinci vor. Beiträge Pigems sind u. a. in Cultura/s, Beilage der Vanguardia, und der Zeitschrift Agenda Viva erschienen.
Das Buch besteht aus drei großen Abschnitten, die in insgesamt 50 kurze Unterkapitel unterteilt sind, gefolgt von zwei abschließenden Kapiteln. Voraus gehen die Einleitung von Álex Rovira sowie zwei kurze einleitende Kapitel zu dem, was Jordi Pigem unter „Guter Krise“ versteht und, in Form einer Definition, was der Begriff Krise in seinem Ursprung und der weiteren Entwicklung beinhaltet.
Jordi Pigem spricht den gebildeten Leser mit seiner klaren und verständlichen Sprache an und bezieht ihn in seine wissenschaftlich fundierten Überlegungen ein. Orientierung bieten das gut gegliederte Inhaltsverzeichnis und der systematisch strukturierte Sachverhalt. Die Abhandlung in kurzen Unterkapiteln und der leichte Stil sind dem Verständnis und Lesefluss sehr zuträglich. Prägnante Überschriften wie „El mundo como espejo del yo“ (Die Welt als Spiegel des Ichs), „El final de la fiesta fósil“ (Das Ende der fossilen Party), „La insaciable sed de certeza“ (Der unstillbare Durst nach Gewissheit) „Consumo, luego existo“ (Ich konsumiere, also bin ich), „Ciencia intuitiva“ (Intuitive Wissenschaft) oder „Felicidad interior Bruta“ („Bruttoinlandsglück“) wecken das Interesse und die Neugier des Leser.
Fingerzeige, Aufforderungen, unmittelbare Fragen im Text bewegen den Leser zur kritischen Betrachtung und zum Nachdenken über das System und seine Teilhabe an diesem. Mit Metaphern, Bildern und Vergleichen veranschaulicht Jordi Pigem seine Aussagen. Zur Vertiefung des Themas bietet der Autor dem jeweiligen Kapitel zugeordnetes Referenzmaterial in Form von Literaturangaben und Links zu einschlägigen Webseiten an, in dem er ein Spektrum von Autoren aus dem Bereich der Philosophie, Ökonomie, Ökologie, Religion und Kulturwissenschaften vorstellt. Auch schlägt er im Anschluss an das Kapitel „Horizontes“ (Ausblicke) verschiedene Lesarten seines Buchs vor: Auf „Anderen Navigationsrouten“ (Otras rutas de navegación) kann sich der Leser thematisch gezielt des Stoffs bedienen, indem er sich diesem unter einem bestimmten Aspekt und in einer bestimmten vom Autor vorgeschlagenen Reihenfolge nähert, beispielsweise es als eine „Breve introducción de la economía ecológica“ (Kurze Einführung in die ökologische Wirtschaft) lesen.
Das ganze Werk hindurch bietet der Autor Worterläuterungen zum besseren Verständnis an und veranschaulicht durch eine vergleichende Betrachtung verschiedene Aspekte der Kultur, Politik, Wirtschaft und Religion, die zur Herausbildung des Materialismus, zum Wertewandel und schließlich zum Postmaterialismus in Anlehnung an Ronald Inglehart oder Roland Benedikter geführt haben.
In der Tradition des Religionsphilosophen Raimon Panikkar und des Systemtheoretikers Fritjof Capra entwickelt Pigem in den drei großen Abschnitten seine Thesen, die von „der Krise zur Transformation“ über die „Anatomie eines Trugbilds“ zum „Kommenden Postmaterialismus“ führen.
Verschiedene Wissensgebiete werden behandelt, insbesondere im Hinblick auf den wirtschaftlichen und ökologischen Kollaps, den wir heute erleben, und unter einem ganzheitlich systemischen Ansatz betrachtet. Ausgehend von der Trennung von Geist und Materie nach Descartes, der Entfernung des Menschen von der Natur und von sich selbst, gilt es nach Ansicht des Autors, in einer postmaterialistischen Gesellschaft das Trachten nach Konsum und Besitz materieller Güter hinter sich zu lassen und höhere, immaterielle Werte wie Kreativität, Solidarität, Wissen, Weisheit, Freude am Leben und Miteinanderleben, Schutz und Leben mit der Umwelt anzustreben.
In seiner Gesamtheit handelt es sich um ein überaus lesbares und ansprechendes Buch, das ich dem interessierten deutschsprachigen Publikum empfehlen kann.
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