Autor: Manuel Pimentel Siles
Verlag: Editorial Almuzara 2008, 509 Seiten
GutachterIn: Konstanze Walther
Manuel Pimentel (Sevilla, 1961) hat einen farbenprächtigen historischen Roman verfasst, der einer geschichtlichen Figur gewidmet ist, die den meisten zu Unrecht unbekannt ist, der berühmte Baumeister und Poet aus Granada Abu Isaq Es Saheli, dessen bekanntestes Bauwerk die berühmte Moschee in Timbuktu ist. Sein Lebensweg führte ihn von Granada über Damaskus, Kairo, Mekka bis nach Timbuktu.
Der ehemalige aktive Politiker Manuel Pimentel lebt heute in Córdoba, wo er als Verleger (Grupo Almuzara), Journalist und Schriftsteller tätig ist. Er hat in Spanien bereits einige Artikel, Aufsätze und Romane veröffentlicht.
Fez, 1337: Der Baumeister und Poet Es Saheli ist im Auftrag des Herrschers Kanku Massu als Botschafter am Hof des Kalifen von Fez eingetroffen. Dort wird er Opfer eines Anschlags, den er überlebt. Nach seiner Genesung bittet der Kalif Saheli, ihn auf einem Feldzug zu begleiten. Nach dessen erfolgreichem Ende will Saheli in seine geliebte Heimat Granada zurückkehren, um dort in Ruhe sterben zu können. Doch eine unerwartete Nachricht ändert seine Pläne und er reist nach Timbuktu, seinem letzten Wohnort.
Eingewoben in diese Rahmenhandlung ist Sahelis Lebensgeschichte, seine Rihla, die er für die Nachwelt aufschreibt und die sich mit dem Rahmengeschehen zu einem Ganzen fügt.
Saheli wächst in Granada als Sohn eines Beamten auf. Als junger Mann entdeckt er seine Liebe zur Poesie, doch sein Vater besorgt ihm einen Posten als Gerichtsschreiber im Palast. Saheli führt ein Doppelleben. Tagsüber verrichtet er gewissenhaft seine Arbeit, nachts trifft er sich mit seinen Poetenfreunden, feiert und deklamiert Verse. In den folgenden Jahren gelangt er zu sozialem Ansehen. Doch eine persönliche Niederlage lässt ihn, der gläubig ist, an Gott zweifeln, er beschimpft ihn und wird verbannt. Saheli begibt sich auf eine Reise, die auch der Weg zu seiner letztendlichen Bestimmung ist. Seine Reise führt ihn von Damaskus nach Kairo, wo er so fasziniert von der ägyptischen Baukunst ist, dass er beschließt, eines Tages selbst einen Palast zu bauen. In Mekka trifft er auf den mächtigen Kanku Massu, Sultan von Mali und König der Neger, der ihn in seinem Gefolge aufnimmt. In dessen Auftrag baut er seine erste Moschee und Kanku macht ihn zu seinem Baumeister. Die Moschee in Timbuktu wird schließlich Sahelis Meisterwerk und es folgen weitere Bauwerke, die Kankus Reich berühmt und Saheli zum bekanntesten Baumeister machen. Während er in Granada und Kairo für seine Prosa berühmt war, wird er hier in Afrika wegen seiner Baukunst verehrt. Dies ist der Inhalt in einer für dieses Gutachten komprimierten Form. Pimentel lässt den Leser natürlich noch an viel mehr teilhaben: Sahelis erste sinnliche Begegnung mit einer Frau, seine tiefe Zuneigung zu seinem Freund Abdalá, die Konflikte in seiner Familie. Und all dies mit einer unten noch erwähnten Freude am Erzählen. Pimentel schafft einen Helden, der auf der Suche ist und in dessen Inneren sich ein ständiger Kampf abspielt. Sein verantwortungsvoller Posten am Palast steht im Konflikt mit seiner Passion als Dichter, mit seinen nächtlichen Ausschweifungen in Alkohol und Poesie. Nicht zuletzt steht er, der gläubig ist, auch in einem ständigen Konflikt, sein Leben dem Allmächtigen zu widmen oder es nach seinem eigenen Willen zu verbringen. Erst durch seine Reise, seine Begegnungen und letztendlich durch seine endgültige Berufung findet er seinen inneren Frieden.
Daher kann man dieses Werk gleichzeitig als Bildungs- bzw. Entwicklungsroman bezeichnen. Ein weiteres Stilmittel, das die Besonderheit des Romans unterstreicht, sind die in die Handlung eingestreuten und von Saheli rezitierten Verse alter Poeten. Der Roman, geschrieben in der Ich-Form, bereitet dem Leser ein sinnliches Vergnügen, denn Pimentel gelingt es, den Leser in das Geschehen hineinzuziehen. Belege hierfür sind der Beginn, wenn der Held in Erinnerungen an seine Kindheit in Granada schwelgt und Pimentel eine andalusische Marktstimmung so gekonnt heraufbeschwört, dass der Leser sich förmlich selbst dorthin versetzt fühlt. Dieses Schaffen von Atmosphäre gelingt ihm noch häufiger, so auch bei der Beschreibung des Lebens in Kairo, am Hof von Fez. Auch in der Personenzeichnung ist der Autor routiniert, denn er bietet dem Leser mit Es Saheli eine Identifikationsfigur. Nicht zuletzt die Beschreibung der damaligen Umstände in Al-Andalus und Afrika, die Konflikte zwischen Christen, Muslimen, Arabern und den unterschiedlichen Stämmen machen dieses Buch zu einem Genuss für jeden, der historische Romane liebt.
Dieser Roman bietet sich zur Veröffentlichung an. Es ist ein breit angelegter Stoff, gut zu lesen, der sich an einen historisch interessierten Leser wendet, denn er bietet ihm einen faszinierenden Einblick in die damalige Welt. Dies ist endlich einmal kein Templerroman, in dem es um obskure Verschwörungstheorien geht, wie sie in den letzten Jahren in Deutschland erschienen sind, sondern dieser Roman erzählt von einer Figur und einer Zeit, die in der historischen Belletristik einzigartig sind. Pimentel wurde bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt.
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