Gutachterin: Silke Kleemann
Ein tibetischer Lama namens Lobsang Singay reist aus dem Exil in Dharamsala nach Harvard, um dort an der Universität jahrhundertealte Geheimnisse buddhistischer und schamanischer Heilkunst zu lüften. Am Abend vor der Antrittslesung erliegt er in seinem Hotel einem Herzinfarkt. So glaubt man zumindest zunächst.
Jacobo, ein junger Spanier, der für internationale humanitäre Organisationen arbeitet, lebt mit seiner Frau Martha und ihrer gemeinsamen Tochter Louise in Peru, wo sie in einem abgelegenen Urwaldort eine kleine Schule betreiben. Gerade durchleben sie eine Krise, weshalb Jacobo für einige Wochen zu Marthas Vater Malcolm nach Delhi fliegen möchte, was er zugleich mit beruflichen Erkundungen verbinden kann. Malcolm bittet ihn um einen Gefallen: Jacobo möge gemeinsam mit Lobsang Singays Leichnam reisen. Singay war ein enger Freund von Malcolm, und für einen Buddhisten ist es wichtig, dass sein Körper in den Tagen nach dem Tod in freundschaftlicher Begleitung ist.
In Delhi stellt sich heraus, dass der Tod des Lamas kein natürlicher war: Er wurde vergiftet. Nun beginnt eine abenteuerliche Reise durch die kulturelle und spirituelle Geographie Tibets. Jacobo macht sich mit dem Mönch Gyentse als Gefährten auf die Suche nach der verschollenen "Abhandlung über die Magie im Alten Tibet", der Quelle von Singays Heilkunst und Begehr seiner Mörder. Die auch vor weiteren Bluttaten nicht zurückschrecken und Jacobo und Gyentse von Dharamsala bis nach Lhasa und weiter zu abgelegenen Gebirgsklöstern im Himalaya dicht auf den Fersen bleiben. Ein Wettlauf um Leben und Tod, der für Jacobo auch zur Reise zu sich selbst wird.
"El Guardián de la Flor de Loto" ist ein gut geschriebener Genre-Roman. Er erfüllt die Anforderungen an spannende Unterhaltungsliteratur und überzeugt in der Figurengestaltung und im Plot. Besonders angenehm ist das nicht sehr typische Setting, da kommt aus Spanien einmal kein Verschwörungsroman rund um den Vatikan oder die Tempelritter, sondern es geht um den Dalai Lama, buddhistische Untergruppen, den Freiheitskampf Tibets und jahrtausendealte schamanische Heilkunst. Andrés Pascual kennt sich in der Materie gut aus, fachlich, menschlich und spirituell vermittelt er sie auf überzeugende Weise. Obwohl es sich um einen Spannungsroman handelt, bei dem es öfters gewaltsame Szenen gibt und Bluttaten geschehen, ist der Grundtenor doch sehr friedlich und gelassen, atmet gleichsam die Essenz der buddhistischen Weltanschauung.
Der Spannungsbogen wird bis zum Ende des Buchs gehalten, die Perspektive ist immer stimmig. Der Stil ist sicher und entspricht dem Genre. Somit ist es ein kommerzieller Titel, der einen spanischen Autor von einer weltoffenen und sachkundigen Seite zeigt und sicher auch - und gerade - in Deutschland viele Leser finden kann.
Es gibt eine Webseite auf Spanisch und Englisch zum Buch (http://www.andrespascual.com/index2_es.html), auf der u.a. Fotos der Schauplätze und weiterführende Geschichten zu den Figuren aus dem Buch stehen.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
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Martina Streble ist Gründerin des noch jungen Verlags „Edition Helden“, der auf Kindercomics spezialisiert ist. Frau Streble, Sie haben im Jahr 2022 einen Verlag für Kindercomics...
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