El monstruo desterrado ist ein poetisches Bilderbuch, das kindliche Ängste auf überraschende Weise thematisiert und relativiert.
Octavio Ferrero ist der Verleger des auf Bilderbücher und Comics spezialisierten Verlages Degomagon und Autor von Kinderbüchern. Seine Werke erscheinen nicht im eigenen Haus, sondern bei renommierten Verlagen wie Anaya, wo 2020 und 2022 zwei erzählende Kinderbücher publiziert wurden, sowie nun bei Iglú, wo sein erstes, von Jordi Vila Delclòs illustriertes Bilderbuch herausgegeben wurde.
Die Ausgangssituation ist denkbar einfach: Ein Junge hat das Monster, das in seinem Schrank wohnt und ihn erschrecken wollte, beherzt vor die Tür gesetzt. Und nun tappt das bedauernswerte Monster, das sich immerhin rühmen kann, in der Vergangenheit Prinzen, Prinzessinnen, Löwen, Bären, Zwerge und sogar einen Samurai erschreckt zu haben, einsam und allein durch die Stadt. Es ist verwirrt. Denn das, was ihm geschehen ist, ist unerhört. Wo hätte man je von einem verbannten Monster gehört? Noch dazu hat das riesige Zottelmonster in der Eile vergessen, Schuhe mitzunehmen und muss barfuß durch die Kälte laufen. Der Gedanke an seinen warmen, gemütlichen (weil total chaotischen) Schrank im Zimmer des Jungen ist zu verführerisch. Es kehrt zurück und stellt den Jungen zur Rede. Der lädt es daraufhin zu einem gemeinsamen Abendessen ein, nur um das Monster erneut aus seinem Zimmer zu vertreiben, als er schlafen gehen will. Also zieht das Monster von dannen, diesmal allerdings mit seinen Schuhen.
Verkehrte Welt. Anstatt sich vor dem Monster zu fürchten, sich also von seinen Ängsten einschüchtern lassen, kann sich der namenlose Junge selbstbewusst behaupten. In dieser Geschichte ist nicht das Kind das verzweifelte Opfer, sondern das Monster.
Dieser ebenso poetische wie augenzwinkernde Umgang mit kindlichen Ängsten, der durch den Rollentausch auf humorvolle Weise einen Ausweg aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins präsentiert, wird durch die kindgerechten, detailreichen Illustrationen perfekt begleitet. Das Monster ist kein gruseliges Ungeheuer, sondern ein riesenhaftes, blaues Zottelwesen mit braunen Tupfen, dem man die niedergeschlagene Verwirrtheit auf den ersten Blick ansieht. Dem gegenüber ist der Junge selbstsicher und durch nichts zu erschüttern. Dies spiegelt sich auch in der Farbgebung wider: Der Junge im weißen Shirt und der leuchtendgelben Jacke steht, im Gegensatz zum dunklen Monster, dessen Gesicht kaum zu erkennen ist, stets hell und positiv im Licht.
Der Text ist – bilderbuchtypisch – knapp und auf den Punkt formuliert, und gelegentlich, aber nicht durchgängig mit Reimen versehen. Die Perspektive des Monsters steht dabei konsequent im Vordergrund. Die selbstbewusste Haltung des Jungen, der das Monster in seine Schranken verweist, vermittelt sich nur durch die Dialoge. Auf diese Weise lädt der Text dazu ein, die Gefühle des vermeintlichen Scheusals nachzuempfinden. Verwirrung, Wut, aber auch Versöhnlichkeit, nachdem es sich im warmen Zimmer den Bauch vollschlagen durfte, zeigen, wie vielschichtig Empfindungen sein können und dass weder Monster noch Menschen nur eindimensional sind.
Was für ein tröstlicher Gedanke für kleine Leserinnen und Leser, dass es einen Weg gibt, Ängste zu vertreiben, und dass sich auch das furchterregende Monster schutzlos und allein fühlen kann. Damit verliert es seinen Schrecken und bekommt doch seine Grenzen aufgezeigt. Der Konflikt zwischen den verschiedenen Bedürfnissen von Monster und Junge wird nicht zuckersüß zugekleistert, indem der Kleine das Zottelwesen wieder bei sich aufnimmt. Stattdessen macht die Geschichte Mut, zur eigenen Meinung zu stehen und sich abzugrenzen, und lädt zugleich ein, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen und den Auswirkungen nachzuspüren, die Ausgrenzung oder die starre Festlegung auf bestimmte Rollen haben können.
Fazit: Eine klare Empfehlung! Der kreative und charmante Zugang zu dem Dauerbrennerthema „Ängste“ ist bestechend einfach und selbst für die Kleinsten gut nachvollziehbar. Dabei ist El monstruo desterrado an keiner Stelle flach und vereinfachend, sondern bietet durch den Kunstgriff des Rollentauschs und die liebevollen Illustrationen allerhand Gesprächsanlässe, die auch über das bloße Vorlesen hinaus zur Beschäftigung mit dem Buch einladen. Eine bezaubernde Bilderbuchgeschichte, der viele Leserinnen und Leser zu wünschen sind.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
WEITER
Martina Streble ist Gründerin des noch jungen Verlags „Edition Helden“, der auf Kindercomics spezialisiert ist. Frau Streble, Sie haben im Jahr 2022 einen Verlag für Kindercomics...
WEITER
Themenbereich
Bienvenidos a Nuevos Libros en Español. Aquí te presentamos títulos españoles actuales por los que...