Elisa en el corazón del laberinto (Elisa im Herz des Labyrinths)
Autoren: Sébastien Pérez (Text) und Ana Juan (Illustrationen)
Verlag: Editorial Edelvives, Madrid, 2017, 72 Seiten
Genre: Jugendbuch
Gutachter: Jan Surmann
Die von dem Franzosen Sébastian Perez geschriebene und von Ana Juan fantastisch illustrierte Geschichte Elisa en el corazón del laberinto ist ein mitreißendes Stück Erzählkunst für Kinder ab 12 Jahren. Inhaltlich erinnert es vom Erzählstrang an den Plot in Alice im Wunderland und der darin entwickelten Welt der Fantasie. Durch die Zusammenarbeit mit der renommierten spanischen Illustratorin Ana Juan ist es dem Madrider Verlag Edelvives gelungen, ein beeindruckendes Werk zu editieren, dass sicherlich genauso durch die Illustrationen lebt wie durch die Erzählung des Autors. Dabei offenbarte der Verlag sehr viel Liebe zum Detail und scheute keine Kosten der Edition, so dass ein gänzlich beeindruckendes Produkt entstanden ist, das sowohl den Geist wie auch die Augen anspricht.
Der Autor Sébastien Perez wurde 1975 in der nordfranzösischen Stadt Beauvais geboren und hat frühzeitig nicht nur seine Bestimmung, sondern auch sein Talent in der Literatur gefunden. Ihn zeichnet eine gekonnte Mischung aus Fantasie gepaart mit einem feingeistigen Humor aus. Wobei seine Geschichten jedoch – und hier dürfte das Interesse für ein speziell jugendliches Publikum liegen – immer eine Reihe von humanistischen Grundwerten transportieren beziehungsweise fundamentale ethische Fragen aufwerfen. Bereits für sein Buch Frida - momentan das einzige, das auf Deutsch vorliegt - hat sich Sébastien Perez 2002 mit der anerkannten Illustratorin Ana Juan zusammen getan, die 1961 im spanischen Valencia geboren wurde. Ana Juan schaffte es mit einem Titelbild für den New Yorker 1995 zu internationaler Anerkennung (dem zwei Dutzend weitere Titelbilder folgen sollten). Sie gewann diverse nationale und internationale Preise, unter anderem 2010 den Premio Nacional de Ilustración und spezialisierte sich dann auf die Illustration von Kinderbüchern. Neben der Illustration schreibt sie auch eigene literarische Texte. Ana Juan gehört zu den zwei Personen, denen es Stephen King erlaubte, seine Geschichten zu illustrieren. Ihr Stil zeichnet sich dadurch aus, dass sie erfolgreich versucht, ein Maximum zu erzählen mit einem Minimum an eingesetzten künstlerischen Elementen.
Sébastien Perez erzählt in seinem Buch die Geschichte der noch jugendlichen Elisa, die mit 15 Jahren mit einem fremden Mann zwangsverheiratet werden soll. Doch nicht allein die Hochzeit, ebenso der Tod ihrer geliebten Großmutter, die ihr nicht nur Musiklehrerin, sondern auch Verbündete war, belastet sie schwer. Im Zimmer der Großmutter wird Elisa dann von der Melodie eines Schmuckkästchens verzaubert und in eine Traumwelt entführt. Wie eingangs erwähnt, erinnert der Hergang der Geschichte in Teilen an Alice im Wunderland. Es ist ein Wechselspiel zwischen Traum und Fantasie und der Wirklichkeit. Diese Traumwelt existiert aus merkwürdigen Gestalten und einem dunklen und
verwirrenden Labyrinth. Dabei unterstreichen die Illustrationen von Ana Juan sehr gelungen die beklemmende Stimmung. Gleichzeitig übt dieses Setting aber auch eine unwirkliche Anziehungskraft auf Elisa aus, der sie sich nicht entziehen kann. Denn das Labyrinth symbolisiert nicht nur den Versuch, einen eigenen Weg mit einer eigenen Identität zu finden, sondern auch eine Flucht vor den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und der Verpflichtung, sich den Vorbereitungen für die Hochzeit mit einem Fremden widmen zu müssen. Das Labyrinth ist für Elisa die Möglichkeit, sich dem Besitz durch den fremden Mann zu entziehen – eine Blickweise, die durch die Illustrationen von Ana Juan noch verstärkt wird. Gleichwohl existiert die Tradition auch im Labyrinth weiter: Denn so ist der Konditor durch die überkommende Tradition zum Lächeln verpflichtet, auch wenn seine traurigen Augen eine andere Sprache sprechen. Vor diesem Hintergrund kann insgesamt die Erzählung von Sébastien Perez als ein Aufruf zur Freiheit verstanden werden, die sich aber nur jenen offenbart, die bereit sind, mit der Tradition zu brechen und die tradierten Familienlogiken in Frage zu stellen bereit sind.
Eine Übersetzung für den deutschsprachigen Raum ist ohne Zweifel zu empfehlen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die inhaltlich sicherlich pädagogisch sehr wertvolle Arbeit von Perez brillant von Ana Juan illustriert wurde. Damit steht Elisa en el corazón del laberinto für die internationale Beachtung eines herausragenden Künstlerduos. Dies sollte der interessierten deutschsprachigen Leserschaft sicherlich nicht vorenthalten werden, speziell da es eine gute Vorstellung einer sehr talentierten spanischen Illustratorin ist. Speziell die thematische Breite der Erzählung und ihre über geographischen und kulturellen Grenzen hinausgehenden Aussagen, machen das Buch auch im deutschsprachigen Raum zu einer erfolgversprechenden Lektüre. Dabei sollte aber jedoch Wert darauf gelegt werden, das Buch genauso aufwendig herauszubringen, wie dies auch in der spanischen Edition der Fall ist, denn dadurch entsteht ein durch und durch positiver Gesamteindruck! Es empfiehlt sich also auf jeden Fall eine gebundene Ausgabe.
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