Unterhaltsamer Comicroman um Linus, das “weiße Schaf” der Verbrecherfamilie Filstrup.
Der Autor:
Jaume Copons (geb. 1966) ist Autor zahlreicher Kinderbücher, Graphic Novels und schreibt auch fürs Fernsehen. Auf Deutsch ist von ihm bisher der erste Band der Reihe Alex und die Monster erschienen: Hier kommt Mr. Flat (Illustrationen von Liliana Fortuny, übersetzt von Nicola Ressel), Gröbenzell: Edition Helden 2022.
Der Illustrator:
Òscar Julve (geb. 1972) studierte Kunst in Barcelona und arbeitet seitdem als Illus-trator. Auf Deutsch ist von ihm bisher erschienen: 31 Elefanten oder wie lang sind 100 Meter? (Text von Mireia Trius, übersetzt von Ana María Montfort), München: Knesebeck 2011.
Das Buch:
Die Filstrups sind schon seit Generationen eine berüchtigte Verbrecherfamilie. Nur Linus schlägt aus der Art: Er ist ein netter, anständiger Junge, der nicht wie sein Zwillingsbruder Arlo schon in früher Kindheit geklaut hat, sondern gerne lernt und gute Noten schreibt. Deshalb ist er auch schon in psychologischer Behandlung, al-lerdings bisher vergeblich, er eignet sich einfach nicht zum Kriminellen.
Doch eines Tages wird er beschuldigt, fast anderthalb Millionen Euro aus dem Schultresor gestohlen zu haben. Das kann er natürlich nicht auf sich sitzen lassen und stellt Nachforschungen an. Schnell kommt er dahinter, dass die Diebin die Ma-thelehrerin Señora Papillon war, die Mutter von Linus’ großer Liebe Rita (die Linus allerdings gnadenlos ausnutzt). Sie hat aber selbst nur auf Druck und im Auftrag des mysteriösen Ron F. Reina gehandelt, einem ganz üblen Oberschurken.
Als Linus nun seine Familie dazu bringen will, das Geld von Ron F. Reina zurückzu-stehlen, ist die merkwürdig zurückhaltend. Es stellt sich heraus, dass das F in Rei-nas Namen die Abkürzung für Filstrup ist, Ron F. Reina ist ein Cousin von Linus’ Vater, der in früheren Jahren auf Abwege geraten ist. Denn die Filstrups sind zwar kriminell, halten sich aber strikt an ihren Ehrenkodex, der besagt, dass man sich gegenseitig unterstützen muss und keine Schwachen ausbeuten darf. Ron hat sich darüber jedoch hinweggesetzt und auf Kosten anderer ein riesiges Vermögen ange-häuft. Da er dabei über Leichen geht, haben alle in der Familie große Angst vor ihm.
Doch Linus verfolgt seinen Plan weiter. Als er Unterstützung von Reinas ehemali-gem Buchhalter (aus dem inzwischen eine ehrbare Obsthändlerin geworden ist) sowie von drei Freunden erhält, beschließt auch seine Familie, ihm zu helfen und Rache an Reina zu üben. Aber der Einbruch in dessen Villa geht gründlich schief und sie werden geschnappt. Denn eigentlich war die ganze Sache von Anfang an so durch Reina eingefädelt, damit er die Familie zwingen kann, ihren Namen aufzu-geben, den er in Zukunft als Einziger führen will. Zum Glück hat Linus noch einen Trumpf in der Hinterhand, denn Reina hat all seine Verbrechen auf Video aufge-zeichnet und damit können sie ihn erpressen. So bekommen sie das Geld zurück und müssen keine Angst mehr vor ihm haben. Und obwohl Linus weiterhin kein Verbrecher ist, ist seine Familie stolz auf ihn und er bekommt endlich auch die begehrte Filstrup-Maske verliehen. In Mariwaves, der Tochter einer befreundeten Familie, die eine große Zukunft als Fälscherin vor sich hat, findet er eine neue Freundin und lässt die gemeine Rita endlich links liegen.
Der üppig illustrierte Comicroman erzählt mit viel Humor die Geschichte des “weißen Schafs” Linus, der sich in seiner Familie komplett fehl am Platz fühlt. Der Plot selbst ist unterhaltsam, vor allem lebt das Buch in meinen Augen aber von den vielen witzigen Details. Wenn Opa Filstrup immer wieder kriminelle Heldenge-schichten der Vorfahren erzählt und man dabei historische Ereignisse wiederer-kennt, wenn die Familie den toten Uropa im Rollstuhl durch die Gegend fährt, für den sie weiterhin Rente kassiert, wenn der herzensgute Linus überhaupt nicht ka-piert, dass seine große Liebe Rita ihn nur schamlos ausnutzt und eigentlich unaus-stehlich ist, wenn ganz beiläufig Vorurteile gegen Schwule, Dicke und Ausländer ad absurdum geführt werden und die Geschlechtsumwandlung des Buchhalters sehr einfühlsam auch ihren Platz hat – bereichert das die Geschichte ungemein.
Die Illustration ist typisch comicartig und insgesamt handelt es sich um einen Genretitel, der sicher gerade bei etwas lesefauleren Jungs gut ankommen wird. Eine kurzweilige Lektüre, die ich gerne empfehle.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
WEITER
Martina Streble ist Gründerin des noch jungen Verlags „Edition Helden“, der auf Kindercomics spezialisiert ist. Frau Streble, Sie haben im Jahr 2022 einen Verlag für Kindercomics...
WEITER
Themenbereich
Bienvenidos a Nuevos Libros en Español. Aquí te presentamos títulos españoles actuales por los que...