La herida (Die Wunde)
Autor: Jorge Fernández Díaz
Verlag: Planeta, Barcelona, 2017, 339 Seiten
Genre: Literatur
Gutachterin: Sybille Martin
Der Kriegsveteran Remil verrichtet für einen argentinischen Geheimdienst unter Leitung von Oberst Leandro Cálgaris die Drecksarbeit und fliegt mit ihm zu einer konzertierten Aktion gegen die Camorra nach Italien. Dort werden sie von einem engen Vertrauten des Papstes mit der Suche nach Schwester Mariela Lioni beauftragt, die aus einem Elendsviertel in Buenos Aires verschwunden ist. In Rom lernt Remil durch Cálgaris auch die ehrgeizige Marketingexpertin Beatriz Belda sowie deren Freundin, die Schauspielerin Diana Galves kennen. Belda soll für den Gouverneur der Region Patagonien, Farrell, eine Imagekampagne erarbeiten und berichtet vom gewaltsamen Tod der jungen Künstlerin Carla, in den die Familie Farrell verwickelt zu sein scheint. Im Team mit einem Hacker, Comisario Romero, einem Polizisten im Ruhestand, und einer Psychiaterin soll Remil die beiden Frauen auf der Suche nach dem Mörder unterstützen.
In Patagonien gerät Remil schließlich in eine Fehde zwischen zwei rivalisierenden Mafia-Clans, legt sich mit Farrells starkem Mann Jalil an und lernt die englische Journalistin und Bloggerin Silvia Miller kennen. Dann verschwindet Comisario Romero und Remil findet seine Leiche in einem See, ihm fehlt ein Finger. Er kommt dahinter, dass Jalil für diese Hinrichtung verantwortlich ist, und entkommt einem Kampf mit dessen Männern um Haaresbreite. Schließlich findet die Psychiaterin heraus, dass Farrells Sohn Alejandro die Künstlerin ermordet hat. Als Remil die zusammengetragenen Fakten Silvia zuspielt und sie diese häppchenweise ins Netz stellt, ist Farrells Politikerkarriere zu Ende, es kommt zur Blutrache zwischen den beiden großen Mafia-Clans und Remil wird aus dem Geheimdienst entlassen. Von der Witwe eines Mafiabosses bekommt er schließlich einen Hinweis auf den Verbleib der Nonne und fliegt erneut nach Italien, wo er Mariela Lioni in einem Elendsviertel aufspürt und dem Vatikan ausliefert.
La herida ist eine Mischung aus Politthriller und Kriminalroman, die Zutaten sind Korruption und kriminelle Verflechtungen von Politik, Geheimdiensten und Drogenmafia, Lügen und Intrigen, Sex und Verrat, garniert mit Kunstverstand und Belesenheit. Oberst Cálgaris pflegt seine Vorliebe für die Kunst bei seinen Reisen nach Italien auszuleben. Die beiden Freundinnen sind intelligent und durchtrieben, sie ziehen die Fäden und nutzen geschickt ihre Kontakte zu den Machtzentren. Und Remil ist ein ambivalenter Held mit Neigung zum Verlierer, er treibt viel Sport, liest in seiner Freizeit Bücher über Weltgeschichte und große Staatsmänner und folgt ausschließlich seinem eigenen Ehrenkodex.
Das Buch ist in fünfzehn Kapitel unterteilt und wird aus der Ich-Perspektive von Remil im Präsens erzählt. Dies erlaubt Fernández Díaz, seinen Antihelden (selbst)ironisch-sarkastisch und sprachgewaltig in die Machenschaften von Politik und Mafia eintauchen zu lassen, wobei er sich selbst immer wieder zum Affen macht und oft genug zwischen die Fronten gerät. Remil verpasst seinen Mitstreitern allesamt Spitznamen, so sind Beatriz Belda BB und Dina Galves Lady Di und gleich zu Beginn beschreibt er seinen Chef Cálgaris als Skalpell und sich selbst als Hammer: „Ersterer macht Karriere und letzterer stirbt“. Die Charaktere sind sehr vielschichtig, es gibt keine ausschließlich Guten oder Bösen, alle Figuren haben ein Geheimnis oder Dreck am Stecken. Die unterschiedlichen Erzählstränge sind komplex, werden aber trotz der Vielfalt an Figuren geschickt miteinander verwoben. Zusammen mit einem starken argentinischen Jargon und der rasanten Abfolge der Geschehnisse liest sich das Buch wie ein spannender Actionthriller über Gewinner und Verlierer in den schmutzigen Kloaken der Macht: sehr empfehlenswert.
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