Gutachter: Jürgen Grzondziel
La voz de los flamencos – Retratos y autoretratos von Miguel Mora, Journalist und Rom-Korrespondent der spanischen Tageszeitung El País, widmet sich auf einzigartige Art und Weise der Kunstform Flamenco. Das Buch besteht aus zwei großen Abschnitten.
Der erste Teil Maestros Contemporaneos („Zeitgenössische Meister“) enthält Kurzporträts, Interviews und Bilder von so bekannten Cantaores (Sängerinnen und Sängern) wie Carmen Linares, Chano Lobato und Mayte Martín, von Bailaores (Tänzerinnen und Tänzern) wie Pilar López oder Antonio Gades sowie von Tocaores (Gitarristen) wie Paco de Lucía und Tomatito.
Hinzu kommen als Diccionarios betitelte Glossare von führenden zeitgenössischen Flamenco-Künstlerinnen und Künstlern, des Cantaors Enrique Morente, der Bailaora Eva Yerbabuena und des Tocaors Gerardo Nuñez. Sie erklären hier Begriffe, die für sie besonders eng mit dem Flamenco verbunden sind, etwa verschiedene Stile wie Guajira und Martinete oder das als Wiege des Genres geltende Viertel von Sevilla, Triana.
Im zweiten Teil des Buches Noticias del Flamenco Clásico („Notizen über den klassischen Flamenco“) zeichnet der Autor die historischen Hintergründe des Flamencos anhand eines Zeitstrahls nach, angefangen mit der Gründung andalusischer Städte, über das erste Vorkommen des Bildes der Gitana in der Literatur bei Miguel de Cervantes, die Entstehung der ersten Cafés Cantantes im 18. Jahrhundert und die von Manuel de Falla und Federico García Lorca mitbegründeten Concursos del Cante Jondo zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zur gegenwärtigen Praxis. Der letzte Eintrag ist dem Tod des Camarón de la Isla, José Monge Cruz, des wohl bedeutendsten und weltweit bekanntesten Cantaors in der Geschichte des Flamencos gewidmet. Bei seiner geschichtlichen Einordnung ist es Miguel Mora vor allem wichtig, dass der Flamenco heute weniger als folkloristische Tradition Andalusiens oder der Gitanos („Zigeuner“ – Romani-Kalé) zu sehen ist, sondern als eigenständige Subkultur, die in keinster Weise rückwärts gewandt, ständigen Wechseln und Einflüssen unterliegt.
Durch einen Hörguide in Form einer beigelegten CD mit Aufnahmen aus verschiedenen Epochen, die in einem kleinen Extra-Kapitel des Buches erklärt werden, wird der Band abgerundet.
Die in diesem Buch vorliegende Mischung aus Porträt- und Interview-Sammlung, mit Bild- und Tondokumenten, stellt eine außergewöhnliche Annäherung an das Genre Flamenco dar und obwohl Mora betont, dass es sich nicht um ein wissenschaftliches Buch handelt, hat es mit Sicherheit einen nicht geringen Wert für diejenigen, die sich, sei es soziologisch, kulturanthropologisch oder auch musikwissenschaftlich, mit dem Thema beschäftigen möchten. Denn gerade die Interviews und Diccionarios können als authentische Zeugnisse von Macherinnen und Machern, Beteiligten und Anwesenden verstanden werden, etwa Beschreibungen wie die des Blues im Diccionario des Gitarristen Gerardo Nuñez: „Son los fandangos de los esclavos negros“ , oder der häufig zitierte Satz „Los flamencos siempre han tenido la nevera vacía“ („Die Flamenco-Künstler hatten schon immer einen leeren Kühlschrank“).
Hinzu kommen zahlreiche Zitate von Künstlerinnen und Künstlern sowie Anekdoten, die das Buch zu einem ebenso informativen wie genussvollem Leseerlebnis machen. Ganz besonders gefallen haben mir die wundervollen Fotografien und der Hör-Guide. In seiner Gesamtheit handelt es sich um ein außergewöhnliches Buch, das ich auch dem deutschsprachigen Publikum ans Herz legen möchte.
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