Los escribidores de cartas (Die Briefeschreibenden)
Autor: Beatriz Osés (Text) und Kike Ibáñez (Illustrationen)
Verlag: Ediciones SM, 2019, 120 S.
Genre: Kinderbuch
Lesealter: 9+
Gutachterin: Imke Borchers
Los escribidores de cartas ist zum einen ein typischer Detektivroman für Kinder ab 9 Jahren, zum anderen eine anrührende Großvater-Enkelin-Erzählung, in der es um Solidarität, Toleranz und Vergebung geht.
Beatriz Osés ist eine renommierte spanische Kinder- und Jugendbuchautorin sowie Lyrikerin. Sie wurde schon vielfach ausgezeichnet, unter anderem für den Gedichtband El secreto del oso hormiguero (2006) und die Jugendbuchserie um Erik Vogler. Los escribidores de cartas ist 2019 mit dem Premio El barco de vapor der Fundación SM zur Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen ausgezeichnet worden.
Iria lebt mit ihrem Opa Federico in dem kleinen Dorf Noaberri. Eines Tages stellt der Bürgermeister Federico, der der Briefträger des Dorfes ist, ein Ultimatum: Wenn binnen zwei Wochen nicht wieder mehr Briefe verschickt werden, verliert er seinen Job. Das möchte seine Enkelin auf jeden Fall verhindern, zumal ihr niemand erklären will, warum der Bürgermeister eigentlich zornig auf den Großvater ist. Iria und ihre beiden Freunde hecken einen Plan aus, wie sie die Anzahl der Briefe wieder erhöhen können. Sie beginnen zunächst, selber Briefe zu schreiben und bitten Freunde aus der Stadt, auch Briefe in das Dorf zu schicken. Außerdem fangen sie Briefe von Dorfbewohnern ab und beantworten sie, damit der Briefwechsel nicht stoppt. Nach und nach gerät das ganze Dorf ins Schreibfieber, ein Witwer schreibt an seine verstorbene Frau, die Kioskbesitzerin schreibt jedem ihrer Verehrer, das Werben sei vergeblich, da sie Frauen liebe, es werden Liebesgeständnisse ausgetauscht, und jahrelange Streits beigelegt. Und der von der Entlassung bedrohte Briefträger geht auch noch viral, nachdem ein Freund von Irias Freund auf seinem Youtube-Kanal von dem Fall berichtet. So kommt es, dass nach nur wenigen Tagen wieder ganze Säcke voller Post in dem Dorf verteilt werden müssen und die Dorfgemeinschaft auflebt. Auf dem jährlichen Dorffest schließlich sind Iria und ihre Freunde als AuftragsschreiberInnen gefragt und es kommen Busladungen von jungen Menschen aus der Stadt, um den berühmten Briefträger von Youtube persönlich zu sehen. Und auch der Bürgermeister zeigt sich versöhnlich: Nach und nach wird die Leserschaft in das Geheimnis, das ihr Opa mit dem Bürgermeister teilt, eingeführt: Federico hatte dessen Sohn vor vielen Jahren zum Baden am Fluss mitgenommen und dieser ist beim Spielen ertrunken. Dank des Engagements von Iria überwindet sich der Opa, sich zu entschuldigen und der Bürgermeister wiederum kann endlich vergeben.
Der Roman ist leicht zu lesen: Er ist in viele kurze Kapitel unterteilt, in denen sich Erzählperspektive und Form immer wieder abwechseln. In manchen Kapiteln wird mit Sprechblasen ein Chatverlauf wiedergegeben, ein Kapitel stellt einen Mitschnitt aus einem Youtube-Video dar und ist wie ein Comic gezeichnet. Die Ereignisse um den Sohn des Bürgermeisters lesen sich wie kurze Gedichte, auch die Sprache ist hier ganz poetisch. Die Episoden, in denen Iria sich mit ihren Freunden trifft, um den Arbeitsplatz ihres Opas zu retten, folgen wiederum dem Schema eines typischen Detektivromans für Kinder. Die Kapitel sind mit großflächigen, bunten Bildern illustriert, die die Erzählung anreichern.
Die Autorin geht sensibel mit dem Thema Diversität um: Die Hautperson ist weiblich, sie wird von ihrem Opa erzogen, einer ihrer Freunde ist dunkelhäutig, der andere ist wegen einer Zwangsstörung in Therapie, eine junge Frau im Rollstuhl wird zum Tanzen eingeladen und die Kioskbesitzerin outet sich als lesbisch. Das alles wird nicht groß thematisiert, aber da in vielen Kinder- und Jugendbüchern immer noch stereotype Rollenverteilung und traditionelle Weltbilder gezeichnet werden, ist das sehr positiv hervorzuheben und gerade für LeserInnen im höheren Grundschulalter wichtig. Nicht zuletzt deshalb empfehle ich den Roman zur Übersetzung. Übersetzungsschwierigkeiten sehe ich keine. Es wäre wünschenswert, dass sich die Diversität, die in der Erzählung gelebt wird, auch in einer gendergerechten Übersetzung, vor allem des Titels, wiederfände.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
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