Autor: Silvia Bardelas
Verlag: Edicións Barbantesa, 2010, 235 Seiten
GutachterIn: María Xesús Bello Rivas
In dem Buch geht es um zwei Paare, die immer weniger Kontrolle über ihre Partnerschaft zu haben scheinen und sich – bewusst oder unbewusst – auseinanderleben. Es ergibt sich, dass sie sich in einer Naturlandschaft treffen und dort, umringt von Bergen, die wie Wände sind, in sich gehen müssen. Alles wird aus der Sicht eines Erzählers betrachtet, der eine gewisse Distanz zu den Protagonisten hat und ihre inneren und äußeren Veränderungen beinahe in Echtzeit beschreibt.
Es handelt sich um eine sehr intensive Erzählung; der philosophische Hintergrund der Autorin scheint immer wieder durch.
Edicións Barbantesa ist ein neuer Verlag, der im Mai 2010 gegründet wurde und seinen Sitz in Galicien hat. Ziel des Verlags ist es, Raum für kleinere Literaturen und besondere Themen zu schaffen.
Silvia Bardelás wurde 1967 in Vigo geboren. Sie hat Philosophie (Ästhetik) und Musik studiert. Ihr Buch „As Médulas“ (auf Galicisch geschrieben) ist ihr dritter Roman, allerdings der erste, der bisher veröffentlicht wurde. Neben ihrer Tätigkeit als Dozentin für Creative writing arbeitet sie als Übersetzerin, Lektorin und Beraterin für verschiedene Verlage. Darüber hinaus leitet sie die Zeitschrift www.ellectorperdido.com. Durch ihre Geschichten lädt die Autorin weniger zum Verweilen als vielmehr zum Nachdenken ein, was ihr auch durchaus gelingt.
Juan, die Hauptfigur, lebt ein Leben, das von anderen Menschen bestimmt wird. Um dieser Einengung und Unterdrückung zu entkommen, flieht er in ein einsames und für ihn bis dahin unbekanntes Dorf. Mit dieser Reise fängt die Erzählung an. Juan erträgt sein Dasein, sein entscheidungsloses Leben, nicht. Er hat den Drang, an einem anderen Ort zu sein, und sieht zugleich, dass das Weggehen an seiner Situation auch nichts ändert. Die Hauptidee des Romans ist, dass wir fast wie Marionetten sind und aufgrund unserer Entscheidungsunfähigkeit mit unserem Leben unzufrieden sind. Wir glauben nicht an unsere Fähigkeit, die Dinge zu ändern, weil wir wie gelähmt sind. Nur das Nachdenken kann uns den Weg hin zur Befreiung zeigen. Für Juan ist es die Natur, die Umwelt, die ihn aus diesem depressiven Zustand herauslockt.
Die anderen Personen hingegen lassen sich gehen, ohne sich Gedanken zu machen, leben wie gefesselt, bis Juan sie durch seine Anwesenheit – aber auch in den Momenten seiner Abwesenheit – dazu bringt, nachzudenken und Entscheidungen zu treffen.
Jede Romanfigur entwickelt sich weiter, nachdem sie ihre Situation erkannt hat. Der depressive Juan ist parodoxerweise der Motor aller Veränderungen und Entscheidungen:
Nachdem er Sara, seine Frau, für einige Zeit verlässt, fliegt diese nach Vigo, um die Orte und Gefühle ihrer Kindheit wiederzufinden. Während ihres Aufenthalts trifft sie auf das wahre, einfache Leben, das von Gerüchen und Gesprächen gekennzeichnet ist und das sie nach und nach ihr eigenes, unzufriedenes Dasein als Ärztin eines Altenheimes richtig erkennen lässt.
José, ein sehr ruhiger Dorfbewohner, der Gastarbeiter in Frankreich war und vor kurzem zurückgekehrt ist, lernt den apathischen Juan kennen, der alles zu besitzen scheint, außer Lebenslust. Dies bringt ihn dazu, über seine Kindheit und das eigene, frustrierte Leben nachzudenken. Flora (Suha Cècile), Josés Frau, Französin mit Migrationshintergrund, akzeptiert die Armut, die ihr Mann ihr zu bieten hat, und wird mit ihrer vollkommenen Ruhe und ihrem Schweigen Juan die Augen öffnen.
Auffällig ist die Art, in der das Buch geschrieben wurde. Sie erinnert an ein Theaterstück. Der Erzähler zeigt dem Leser stets, wo sich die Darsteller gerade befinden und führt den Leser auf diese Weise gewissermaßen durch die Szenen. Nach Aussage der Autorin war die ursprüngliche Absicht in der Tat die, ein Theaterstück zu schreiben. Dabei ging es ihr darum, eine gewisse Distanz zwischen dem Erzähler und den Romanpersonen zu erzeugen. Der Erzähler beschreibt zunächst die Landschaft und wechselt sogleich in die Gedankenwelt der Darsteller. Es gibt kaum Zeit zwischen Gedanken und Handlung. Der Rhythmus ist dabei sehr langsam. Manche Abschnitte sind sehr lang und ausführlich; manche Sätze wiederholen sich.
„Literatur braucht ihre Zeit... Das ist kein Unterhaltungsbuch“ meint die Autorin selbst. Trotzdem ist das Buch unterhaltsam: Es geht hier um eine andere Art des Lesens. Nicht für ein allzu breites Publikum, aber auch nicht nur für eine Elite. Man muss nur die Zeit und die Geduld aufbringen, um den beschriebenen Gedanken nachzugehen. Es ist ein Buch, das man zu Ende lesen muss und möchte.
Das Werk bringt keine außergewöhnlichen Übersetzungsschwierigkeiten mit sich. Die Agenten (Litgal.com), die das Buch vertreiben, haben gute Kontakte nach Deutschland und zu möglichen Übersetzern aus dem Galicischen.
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