Ser amado (Geliebt zu werden)
Autor: Javier Lozano
Verlag: Fulgencio Pimentel, Logroño 2019, 272 Seiten
Genre: Comic (für Erwachsene)
Gutachter: André Höchemer
Das Buch ist ein Comic über die Liebe im weitesten Sinne. Anekdotenhaft werden Liebesbeziehungen – oder deren Scheitern – aus verschiedenen Richtungen beleuchtet.
Javier Lozano (Albacete, 1981) hat Bildende Kunst an der Universität Kastilien-La Mancha studiert und hat akademische Aufenthalte in Litauen, Portugal, Mosambik und Estland genossen. Sein künstlerisches Werk war Gegenstand von Einzelausstellungen in Madrid, Berlin und Tallinn. Auf dem Gebiet der Comics hat er an verschiedenen Publikationen mitgearbeitet und zahlreiche Fanzines im Selbstverlag herausgegeben. Er ist Autor der monographischen Werke „Welcome“ (Belleza Infinita, 2016) und „Ser amado“ (Fulgencio Pimentel, 2019).
Der Comic besteht aus vielen kurzen Geschichten über alltägliche und auch ungewöhnliche Situationen, in denen verschiedene Arten von Beziehungen und Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Betrug und mehr behandelt werden. Allen Geschichten gemeinsam ist, dass sie weder mit erhobenem Zeigefinger noch einer offensichtlichen Moral daherkommen, sondern schlicht den Lesern einen Spiegel vorhalten, damit sie sich mit den dargestellten Figuren identifizieren und über sie nachsinnen. Es geht um universale Gefühle und Probleme. Die Geschichten spielen in unterschiedlichsten Gegenden und Epochen, was den universalen Charakter des Werks noch untermalt.
Der Zeichenstil ist ungewöhnlich, denn die Darstellung der Figuren wirkt absichtlich ungelenk und vereinfacht, ja wie von Kinderhand. Die Mimik und Gestik der Figuren sind auf ein Mindestmaß reduziert und lenken das Augenmerk auf die – oftmals ebenfalls minimalistischen – Texte. Manche Geschichten kommen sogar ganz ohne Text aus.
Eingebettet sind die Zeichnungen in einen ebenfalls ungewöhnlichen Rahmen, der mit seiner geometrischen und farbenfrohen Gestaltung an bunte Kirchenfenster, alte Ornamenttapeten oder auch an ein Kaleidoskop erinnert. Alles in allem wirken die einzelnen Seiten geradezu hypnotisch. Optisch ist das Werk also recht ausgefallen.
Das Zielpublikum ist schwer zu bestimmen, aber in jedem Fall sprechen die Geschichten und die Thematik Erwachsene mit einem Faible für ein ungewöhnliches Artwork an, die nicht unbedingt schnelle Unterhaltung suchen, sondern sich auf eine Einladung zum Nachdenken einlassen.
Die Übersetzung ins Deutsche dürfte in diesem Fall kein Problem sein und ich könnte mir denken, dass das Werk durchaus für den einen oder anderen deutschsprachigen Comicverlag interessant sein mag; ein breites Publikum wird es allerdings nur schwer erreichen können.