Autor: Joaquín Berges
Verlag: Tusquets Editores, Barcelona, 2017, 430 Seiten
Genre: Roman
Gutachterin: Sybille Martin
Als Celia nach einem Schlaganfall aus einem zweimonatigen Koma erwacht, leidet sie an partiellem Gedächtnisverlust. Die vierundsechzigjährige Journalistin arbeitete zuletzt als Autorin, kann sich aber an die jüngste Vergangenheit und den Inhalt ihrer Bücher nicht erinnern. Wieder zuhause in ihrer Madrider Wohnung spürt Celia, dass ihre Tochter Paula alle Menschen in ihrem Umfeld darauf eingeschworen hat, ihr nur die halbe Wahrheit zu sagen. So auch über ihren Bruder Emilio, der in Argentinien arbeitet und den Celia nie erreichen kann. Deshalb macht sie sich mit Unterstützung ihrer Hausangestellten Rosario auf die Suche nach ihrem früheren Leben. Beim Öffnen ihres Computers stellt sie zudem fest, dass alle Ordner mit einem Passwort geschützt sind, auch ihr letztes Buch, das ihr Agent Tobias dringend veröffentlichen will. Doch sie kann sich partout nicht daran erinnern. Also fährt sie in die Zeitungredaktion, ihren früheren Arbeitsplatz, bekommt Besuch von ihrer besten Freundin Luisa, trifft sich mit ihrem Exmann und nach langer Sendepause auch mit ihrer Schwester Alicia. Sie lernt von ihrer Enkelin Alba ein virtuelles Farmspiel auf dem Smartphone und findet heraus, dass sich Paula von ihrem Mann getrennt hat, während sie im Krankenhaus lag. Zu Rosario entwickelt sie eine aufrichtige Freundschaft, mit ihr fährt sie zu ihrem betagten Onkel Augusto nach Zaragoza und fliegt anschließend mit Paula nach Paris, wo sie ein Jahr als Au-Pair verbracht hat. Dort trifft Celia ihre Jugendliebe Lucien wieder und Paula gesteht ihr, dass sie schwanger ist. Zurück in Madrid versucht Celia erneut, ihren Sohn Emilio zu erreichen, doch plötzlich klingelt das Smartphone ihres Schwiegersohnes. So erfährt sie endlich, dass ihr Sohn drogensüchtig und alkoholabhängig war und sich umgebracht hat. Und dass sie sich nach seinem Tod drei Jahre in das Haus am Meer, in dem Emilio starb, vergraben hatte und trank.
Daraufhin übersiedelt Celia zusammen mit Rosario und ihrem Hund Charlie in besagtes Haus am Meer, bis die Nachricht vom Tod ihres Onkels Augusto eintrifft. Bei seiner Beerdigung in Daroca, dem Dorf ihrer Kindheit, bringt eine plötzlich einsetzende Blutung Paulas Mutter und Tochter wieder einander näher; Paula verliert ihr Kind nicht und gesteht ihrer Mutter, dass sie zu ihrem Schutz die Ordner mit einem Passwort versehen hat, denn Celias letztes Buch handelt von Emilios Tod.
Der Roman beschreibt aus Celias Perspektive die Rückkehr ins (Familien)leben und ihre Suche nach der Frau, die sie einmal war. Sie fühlt sich von ihrer Tochter Paula bevormundet und spürt, dass ihr etwas Schreckliches verschwiegen wird. Von ihrer Hausangestellten Rosario, die aus Guatemala stammt, bekommt sie die nötige Unterstützung, sie hilft ihr, durch Reisen an Orte der Kindheit und Jugend die fehlenden Puzzleteile zusammenzusetzen. Das ausweichende und vorsichtige Verhalten von Tochter und Freunden lässt Celia ahnen, dass sie früher eine andere war, eine typische erfolgreiche Mittelschichtsfrau, die ihren Kindern viel abverlangte und sich gegenüber der Hausangestellten gleichgültig zeigte. Der Gedächtnisverlust bedeutet eine Zäsur in ihrem Leben, Geheimnisse kommen ans Licht und Celias Spurensuche löst die Sprachlosigkeit innerhalb der Familie auf. Es ist nicht nur ein Neuanfang für Celia, sondern eine positive Entwicklung für alle ihr nahestehenden Menschen.
Der Roman ist in 39 durchgängige Kapitel gegliedert. Geschichte und Figuren ziehen die Leserin von der ersten Seite an in ihren Bann, ihre Charaktere sind vielschichtig und facettenreich ausgearbeitet. In die vielen Gespräche und Gedanken seiner Protagonistin webt Berges geschickt Vergangenes und Unausgesprochenes, so wird die Geschichte hauptsächlich von Dialogen getragen, was sie lebendig und spannend macht. Nicht zu vergessen die tragikomischen Momente einer solchen Zeitreise in die Vergangenheit, die auch immer mit Furcht einhergeht, wenn ein Mensch sich nicht mehr erinnern kann, was er in den letzten Jahren getan hat und was geschehen ist. Der Titel „Ein einziges Wort“ steht für die Suche nach dem Passwort, die sich ebenfalls durch das gesamte Buch zieht und das für Celia der Zugang zur Wahrheit werden soll.
Ich kann diesen Roman für eine Übersetzung ins Deutsche sehr empfehlen.
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