Viaje al Macondo real y otras crónicas (Eine Reise in das echte Macondo und andere Reportagen)
Autor: Alberto Salcedo Ramos
Verlag: Pepitas de Calabaza, Logroño, 2016, 328 Seiten
Genre: Literatur
Gutachterin: Michaela Kolb
Der Kolumbianer Alberto Salcedo Ramos gilt als einer der besten Journalisten spanischer Sprache. In seinem Band “Viaje al Macondo Real y otras crónicas”, “Eine Reise in das echte Macondo und andere Reportagen”, fasst er seine beliebtesten Crónicas, Chroniken, zusammen. Er berichtet über Menschen, denen er zugehört hat, und man hat fast das Gefühl, dabei zu sein auf seinen Reisen, dabei zu sitzen bei diesen unterhaltsamen Gesprächen mit außergewöhnlichen Menschen. Er erzählt von Verlierern, von Spaßmachern, von den Vergessenen, den Opfern der kolumbianischen Gesellschaft. Er ermöglicht uns, uns in die seltsamsten Menschen hineinzuversetzen, das ist die besondere Gabe von Alberto Salcedo Ramos.
Autor:
Alberto Salcedo Ramos wurde 1963 in Barranquilla in Kolumbien geboren. Er ist Autor mehrerer Non-Fiction-Bücher und herausragender Vertreter des Neuen lateinamerikanischen Journalismus. Er hat in mehreren Ländern in Workshops unterrichtet. Ein häufiges Thema in seinen Werken ist die volkstümliche Kultur. Seine Reportagen wurden in zahlreiche Anthologien aufgenommen, unter anderem auch in „Verdammter Süden“ des Suhrkamp-Verlags. Er hat mit seinen Artikeln viele Preise gewonnen, einige seiner Chroniken wurden ins Englische, Deutsche, Französische und Italienische übersetzt. Er hat für Zeitungen in Kolumbien und Spanien Kolumnen geschrieben.
Inhalt:
Alberto Salcedo Ramos gilt als einer der brillantesten Chronisten spanischer Sprache. „Viaje al Macondo Real y otras crónicas“, „Eine Reise in das echte Macondo und andere Reportagen“ ist eine Sammlung seiner besten Geschichten. Albert Salcedo Ramos zeigt uns Bilder aus seinem Kolumbien, die Menschen, aus deren Leben er uns
erzählt, existieren wirklich. Die erste Geschichte heisst „La Travesía de Wikdi“, „Wikdis Marsch“. Der Autor begleitete einen kleinen Jungen auf seinem Schulweg durch den Urwald, zweieinhalb Stunden hin und zweieinhalb Stunden zurück. Der Autor beschreibt nüchtern und ohne Sentimentalität den täglichen Weg des Jungen. Er selbst wird müde, Wikdi folgt unbeirrt seinem Weg. Diese Reportage ist bereits in eine österreichische Anthologie aufgenommen worden. Weiter geht es mit der Geschichte eines Boxers, den „Memorias del último Valiente“, den „Erinnerungen des letzten tapferen Kämpfers“. Es folgen noch mehr Erzählungen von Boxern und Kämpfern, „El testamento del viejo Mile“, das „Testament des alten Miles“, eines in Kolumbien bekannten alten Musikers. All diese Geschichten sind wunderbar geschrieben und interessant zu lesen, auch die des Schiedsrichters, der Pelé einen Platzverweis erteilt hat. „Das letzte Tor des Darío Silva“, die Geschichte eines Torjägers, der sein rechtes Bein verloren hat. Mit all diesen Menschen hat Alberto Salcedo gesprochen und Zeit verbracht und man hat das Gefühl, man wäre bei diesen Gesprächen dabei. Interessant wie alle anderen auch der „Bufón de los velatorios“, der als Komiker bei Beerdigungen seinen Lebensunterhalt aufbessert. Man glaubt es kaum, aber der Autor erklärt auch die Hintergründe dieser Personaje, wie die Kolumbianer sagen würden. Diese Geschichte vom Beerdigungscomedian befindet sich bereits in der Anthologie „Verdammter Süden“ des Suhrkamp-Verlags.
„Fussball sind auch elf Transvestiten, die hinter einem Ball herlaufen“, Alberto Salcedo ist auf alle Menschen neugierig. Geschichten über den Dauerkrieg in Kolumbien, die verschiedenen Seiten, die vielfältigen Opfer, die Versehrten, beschrieben in seinem unnachahmlich guten Stil. Dann kommt die „Reise in das echte Macondo“, die titelgebende Geschichte. Auf der Suche nach dem Macondo, in dem Gabriel García Márquez‘ Werk „Hundert Jahre Einsamkeit“ spielt, reist Salcedo Ramos nach Aracataca, wie der Ort in Wirklichkeit heißt. Dort versuchen die Einheimischen, mit Geschichten über die echten Einwohner, die sie möglichst an das Buch anlehnen, ein Trinkgeld zu verdienen, wodurch die Realität also danach strebt, sich der Fiktion anzunähern, die Salcedo Ramos eigentlich auf ihre Realität untersuchen möchte. Eine Erzählung über zwei Brüder, die im Bürgerkrieg auf verschiedenen Seiten stehen, illustrieren die Sinnlosigkeit und das Absurde des Blutvergießens.
Den Abschluss des Buches bildet der so genannte „Bonus Track“ mit zwei autobiografischen Geschichten, darunter eine wunderschöne über das meistgehasste Mädchen der Welt, die das Buch zu einem sehr befriedigenden Ende führt.
Stil:
Der Stil entspricht dem Neuen lateinamerikanischen Journalismus in Form der literarischen Reportage. Man hat zu Anfang das Gefühl, dass die Geschichten aus Freude am Fabulieren erfunden wurden, sie entsprechen jedoch alle der Wahrheit.
Bewertung:
Alberto Ramos Salcedo schreibt in seinen literarischen Reportagen über das pralle Leben in Lateinamerika. Seine Geschichten sind seltsam, bewegend und niemals langweilig. Manche sind komisch, andere erschütternd, in jedem Fall führen sie den Leser an die kolumbianische bzw. lateinamerikanische Realität heran und machen die Mentalität der dortigen Menschen ein wenig verständlich. Die porträtierten Personen, Orte und Ereignisse sind vielfältig und werden außerordentlich gut beschrieben. Es kann sein, dass einen das Leben alternder, lateinamerikanischer Boxer im Prinzip nicht besonders interessiert, aber Alberto Salcedo Ramos schreibt so mitreißend, so hinreißend, dass man auch die Geschichten über diese Personen verschlingt.
Hinweis auf Übersetzungsmöglichkeiten:
Das Buch ist leicht zu übersetzen. Der Autor verwendet keine seltenen und nur sehr wenige spezifisch kolumbianische Wörter, der Satzbau ist unkompliziert. Das Buch kann für deutsche Leser – und nicht nur für Lateinamerika-Liebhaber – sehr interessant sein, denn es entführt in eine andere, manchmal im Guten wie im Schlechten ziemlich verrückte Welt.
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