Viaje por las ciudades perdidas (Reise durch die versunkenen Städte)
Text & Illustration: Juan de Aragón (alias El Fisgón Histórico)
Verlag: laGalera, März 2020, 96 Seiten
Genre: Kindersachbuch
Lesealter: ab Grundschulalter
Schlagwörter: Archäologie, Geschichte, alte Hochkulturen
Gutachterin: Ursula Bachhausen
Das Interesse von Kindern an alten Hochkulturen ist enorm. Doch meist beschränkt sich der Blick im Kindersachbuch auf Errungenschaften im alten Ägypten, Griechenland oder Rom. Viaje por las ciudades perdidas von Juan de Aragón wählt ein deutlich weiteres Tableau untergegangener Zivilisationen und führt seine Leser einmal rings um den Globus.
Der Illustrator Juan de Aragón ist ein wahrer Geschichtsfan. Unter dem Künstlernamen „El Fisgón histórico“ veröffentlicht er in Spanien Kindersachbücher und -comics zu verschiedenen historischen Themen. In Deutschland ist bisher keins seiner Werke erschienen.
In Viaje por las ciudades perdidas lädt er den Betrachter zu einer Reise durch vergangene Hochkulturen ein, die bei den Maya und ihren Pyramiden in Mittelamerika beginnt. In kurzen Abschnitten erfährt der Leser Wissenswertes über die Lebensweise und Religion der Maya, ihre Bauten, Legenden, aber auch so Alltägliches wie Zahlungsmittel oder Ballspiele, die weniger dem Vergnügen als der Verehrung der Götter und Auswahl des nächsten Menschenopfers dienten. Überbevölkerung und ein Mangel an Ressourcen führten zum Untergang dieser interessanten Zivilisation.
Nach dem gleichen Muster, jeweils mit einem einführenden Text und kurzen, prägnanten Informationen zu einzelnen Themen, führt die Reise weiter nach Machu Picchu zu den Inka, ins ägyptische Theben mit dem prachtvollen Tempel von Luxor, ins hellenistische Alexandria mit seiner legendären Bibliothek, die einst die bedeutendsten Texte antiker Autoren versammelte, aber auch ins weniger bekannte südafrikanische Groß-Simbabwe, in dem die Shona ab dem 10. Jahrhundert bis zur Ankunft der Europäer im 16. Jahrhundert bemerkenswerte Bauwerke errichteten, die von den Europäern irrtümlich für den Palast der Königin von Saba gehalten wurden. In Europa führt die Reise in den hohen Norden zu den Wikingern und ins 62 n. Chr. im Ascheregen des Vesuv untergegangene Pompeji sowie ins kretische Knossos. Troja, Babylon mit seinen hängenden Gärten und die Felsenstadt Petra dienen als Beispiele für untergegangene Zivilisationen im Nahen und Mittleren Osten, während Vijayanagara im heutigen Indien und Angkor, die kambodschanische Hauptstadt der Khmer, nach Asien führen. Die Botschaft: Nicht nur in Europa oder im bei Kindern ebenfalls gut bekannten Ägypten der Pharaonen gab es hochentwickelte Zivilisationen, sondern auf der ganzen Welt. Gerade wissbegierige Kinder im späteren Grundschulalter dürften die dargebotenen Informationen begierig aufsaugen.
Übersichtliche Schaubilder zeigen die wichtigsten Daten jeder Hochkultur wie Bevölkerungsdichte, Sprache oder Religion und sorgen so für eine gewisse Vergleichbarkeit. Eine Zeitleiste ordnet zudem die Blütezeit der Zivilisationen, aber auch den Zeitpunkt ihres Untergangs und ggf. ihre Wiederentdeckung ein. Die übrigen Texte konzentrieren sich auf besondere Bauten oder Errungenschaften der einzelnen Zivilisationen.
Die farbenfreudigen Illustrationen sind nicht überfrachtet, sondern beschränken sich aufs Wesentliche, zeigen aber immer auch die Menschen, um die es in diesem Buch geht, in ihrem Alltag. Das macht Geschichte anschaulich und bringt den Betrachter durch liebevoll-humorige Details manches Mal zum Schmunzeln.
Einen interessanten Ausblick wagt der Autor am Ende des Buches, wenn er sechs Städte vorstellt, die möglicherweise verschwinden werden, wenn nicht heute Gegenmaßnahmen ergriffen werden: von Venedig, das in den Fluten der Lagune zu versinken droht, bis hin zum russischen Ivanovo, einer einstigen Textilhochburg, deren Bevölkerung sich seit dem Jahr 2000 auf ein Fünftel reduziert hat.
Zu guter Letzt schließt das Buch mit einem kleinen Test, bei dem aufmerksame Leser und Leserinnen ihre Eignung als „Archäologen“ unter Beweis stellen können. Auch dieses spielerische Element, mit dem das genaue Lesen gefördert wird, dürfte interessierte Kinder begeistern.
Fazit: Alte Hochkulturen haben die Fantasie von Kindern schon immer besonders angeregt. Neu an Viaje por las ciudades perdidas ist eine erfreulich breite Auswahl an Zivilisationen, die weit über den üblichen eurozentristischen Blick hinausgehen.
Aufgrund dieser interessanten Erweiterung des Themas und der liebevollen Art der Darstellung empfehle ich die „Reise durch die versunkenen Städte“ zur Übersetzung ins Deutsche.
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