Dieser Roman ist ein spannendes, verführerisches Spiegelkabinett - und auch ein Kabinett des Verbrechens -, in dem Vásconez sich mit seinem Ebenbild auf die andere Seite des Spiegels schleicht. Ein fabelhafter, einzigartiger Erzähler, der es wagt, seine Obsessionen, Leidenschaften und Schatten in ein Szenario zu übertragen, in dem er selbst die Hauptrolle spielt. Und das mit einer Kühnheit, die es ihm erlaubt, gegenüber dem unsichtbaren, gesichtslosen Wesen des Lesers Bekenntnis abzulegen, insbesondere am Höhepunkt des Romans, an dem er für die gebannt lauschende Denise einige traumatische Momente seiner Kindheit in Erinnerung ruft, vor allem seine Zeit im Saint Mary's College in Großbritannien, wo er sich stets wie ein Fremder fühlte, oder seine ungewöhnliche Erfahrung an den Grenzen des Wahnsinns in einem Krankenhaus in Paris. - "El coleccionista" könnte man als Unterhaltungsroman bezeichnen, aber man kann ihn ebenso als Bildungsroman lesen dank seiner literarischen Spielereien und Anspielungen, seiner erzählerischen Reife, seiner Gestaltung der Figuren und seiner dramatischen Tiefe.