Gutachter: Francisco Uzcanga Meinecke
Dieses Buch widmet sich einer wenig bekannten Facette des mexikanischen Schriftstellers Juan Rulfos: die Fotographie, eine Tätigkeit, die er vor allem in seinen frühen Jahren mit ähnlicher Widmung und Leidenschaft praktizierte wie die Literatur. Das Buch entstammt einer Initiative des Architekten und Rulfos Freund, Víctor Jiménez, der die Einführung geschrieben und Bilder und Texte, meistens aus dem unveröffentlichten Nachlass, ausgewählt hat.
Das Buch besteht aus zwei Kapiteln. Die sechzehn Texte, die im ersten Kapitel herausgegeben werden, sind zum großen Teil knappe Monographien, die Rulfo selbst über mexikanische Orte und deren relevante —meist religiöse— Gebäude verfasst hat. Manche Texte werden von kleinen Abbildungen begleitet, und bei allen findet sich eine Erklärung von Victor Jiménez über die Quelle, die Rulfo für die Gestaltung seiner Texte benutzt hat — Geschichtsbücher, Kunstkataloge und spezialisierte Zeitschriften— und die Unterschiede zwischen Rulfos Text und dem Original. Dieses erste Kapitel endet mit einer bis jetzt unveröffentlichten Erzählung, Castillo de Teayo, die von einer Reise an einen fern gelegenen Ort in Veracruz handelt, die zugleich eine Reise in die kriegerische Vergangenheit Mexikos ist.
Das zweite Kapitel des Buches enthält Fotos, die Juan Rulfo auf seinen zahlreichen Reisen durch das gesamte Land verfasste, meistens unterwegs als Angestellter der Einwanderungsbehörde. In der Auswahl befinden sich Bilder, die den Menschen in den Vordergrund stellen, aber die meisten Fotografien konzentrieren sich auf architektonische Motive. Der optische Blick Rulfos richtet sich vor allem auf Orte und Gebäude, die von der turbulenten Geschichte Mexikos berichten: vom Zeitalter der Mayas und Azteken bis hin zu der Kolonialzeit der Spanier und der großen Revolution am Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser Hinsicht ist diese Fotoreihe in erster Linie eine Reise durch die Kunst- und Architekturgeschichte Mexikos. Für den Kenner von Rulfos Erzählungen bietet die Sammlung zudem viele Motive, die man in seinem narrativen Werk wiederfindet: Ruinen und halbfertige Bauten sind Ausdruck seiner Vorliebe für das Fragmentarische; brennende Häuser und Vulkanausbrüche stehen für das Bedrohliche, und die große Anzahl an verlassenen Dörfern und Friedhöfen zeugt von der ständigen Präsenz der Verwahrlosung und des Todes. Auch in ästhetischer Hinsicht schafft Rulfo mit seinen schwarzweißen Bildern, mit dem Lichtkontrast und mit dem Schattenspiel die beunruhigende und phantasmagorische Atmosphäre, die seine Erzählungen durchquert.
Mit insgesamt 175 Abbildungen bietet das Buch die Gelegenheit, die künstlerische Sensibilität als Fotograph des mexikanischen Autors für ein breiteres Publikum bekannt zu machen. Dazu bietet es eine noch nicht veröffentliche Erzählung, was besonders wertvoll ist in Anbetracht des knappen Oeuvres Rulfos. Zuletzt besticht das Buch auch durch die sehr stilvolle und sorgfältige Edition. Es enthält einen Index von allen Texten und Bildern und eine englische Übersetzung sowohl der Einleitung von Víctor Jiménez als auch der Texte Juan Rulfos.
Den Mann hielt es kaum auf dem Stuhl. Aus der Hüfte nahm er Schwung und reckte sich nach vorn, den linken Arm gerade durchgedrückt...
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