Zusammenfassung
Hochwertiger und informativer literarischer Journalismus kombiniert mit spannenden Geschichten über wilde Dichter und orientalische Versuchungen.
Hintergrundinformationen
David Jiménez (Barcelona, 1971) ist Journalist und Autor von mehreren Romanen, Sach- und Reisebüchern. Er war jahrelang Kriegsreporter und Korrespondent in Asien, ein Jahr lang auch Herausgeber der spanischen Tageszeitung El Mundo. Er schreibt außerdem Kolumnen für die New York Times und Beiträge u.a. für Vanityfair und Die Welt. Sein Debüt Hijos del monzón (2007) war ein internationaler Erfolg und erschien 2009 auch im deutschen Verlag Campus unter dem Titel „Kinder des Monsuns. Alltag in Asien abseits des Wirtschaftsbooms“.
Sein bisher größter Erfolg, El director, erschien 2019 bei Libros del K.O., einem auf journalistische und literarische Sachbücher spezialisierten spanischen Independent-Verlag. Der autobiografische Essay hat die Zeit von Jiménez als Chef von El Mundo zum Thema und deckt Machtgeflechte und die Vorgänge hinter den Kulissen der spanischen Presse auf. Er wurde zum Bestseller und das darauffolgende Buch erschien 2022 bei Planeta, was an den Werdegang von Nacho Carretero mit Fariña erinnert, dem mittlerweile als erfolgreiche Netflix-Serie adaptierte Bestseller über den Kokainschmuggel in Galizien. Das Buch erschien 2015 bei Libros del K.O. und wurde ein Riesenerfolg. Wie Jiménez wurde auch er daraufhin von Planeta abgeworben,
Auch El director wird als Film erscheinen, voraussichtlich im Jahr 2024. Los diarios del opio ist das siebte Buch von David Jiménez.
Inhalt
In Los diarios del opio begibt sich David Jiménez auf die Spuren legendärer Schriftsteller, die Teile ihres Lebens in Asien verbrachten. Im Westen war der „Orient“ im 19. und frühen 20. Jahrhundert en vogue: ein obskur-exotisches Mysterium, das ästhetisch immer wieder aufgegriffen wurde. Vor allem in Kreisen von Intellektuellen und Künstlern, aber auch unter feinen Bürgerlichen war es schick, sich mit orientalischen Dekoartikeln und Möbeln zu umgeben, auch orientalische Märchen und Romane sowie Reiseliteratur waren Bestseller und weckten spirituell und libidinös verklärte Sehnsüchte im Okzident. David Jiménez erzählt, was Autoren wie u.a. Conrad, Kipling, Somerset Maugham, Orwell und Green auf den asiatischen Kontinent verschlug, wie sich ihr Leben dort gestaltete und wie sie ihre Erlebnisse literarisch verarbeiteten. So nimmt er die Leser mit auf eine ereignisreiche Reise durch Indochina, Borneo, Indien, Pakistan, Japan, China, Tibet, Burma bzw. Myanmar, Thailand und Vietnam. Die Geschichten der Schriftsteller (zwei davon sogar Schriftstellerinnen: Marta Gellhorn und Alexandra David-Neel) werden von Jiménez mit seinen eigenen Erfahrungen als Kriegsreporter und Korrespondent in den jeweiligen Gebieten verwoben und in die Gegenwart geholt. Es werden historische Ereignisse und persönliche Anekdoten erzählt, Kriegsschauplätze beschrieben, an vergessene Massaker erinnert, korrupte Herrscher entlarvt, aber auch der Alltag moderner Expats in Asien thematisiert, vor allem der Männer, die heute wie eh und je in den Versuchungen exotischer und erotischer Fantasien im Orient, wie der Titel bereits andeutet, ihr Verderben finden.
Sprache/ Stil
Nicht nur inhaltlich schlägt Jiménez den Bogen zu großen journalistischen und literarischen Abenteurern und Haudegen, auch er knüpft an die Tradition des literarischen Journalismus á la Orwell und Hemingway an. Dabei verwebt er die vielfältigen Themen so geschickt, dass der Leser trotz der Fülle an Informationen nicht den Faden verliert, und sich die einzelnen Kapitel wie spannende Kurzgeschichten lesen.
Bewertung
Los diarios del opio erzählt viele Geschichten. Anders als der Titel vermuten lässt, machen dabei die der Schriftsteller eher den kleineren Teil aus, tatsächlich liegt der Schwerpunkt auf den Erfahrungen und Beobachtungen, die Jiménez in seiner über zwanzigjährigen Karriere als Kriegsreporter und Asienkorrespondent gemacht hat. Dies gibt dem Buch einen sehr persönlichen Charakter und macht es durch seine Aktualität umso spannender. Geschickt verknüpft er biografische, autobiografische, journalistische, historische und kulturelle Inhalte zu einem hochinformativen Buch über im Westen teilweise wenig bekannte Winkel der Welt. Dabei auch immer wieder die sehr aktuellen Fragen des Umgangs mit Literatur von heute fragwürdigem kolonialistischen und rassistischen Anstrich, und wie es die jeweiligen Schriftsteller ideologisch damit hielten. Biographische Anthologien über wilde Dichter sind immer eine schöne Lektüre, die Kombination mit den soziokulturellen und politischen Analysen eines zeitgenössischen und weitgereisten macht das Buch umso wertvoller.
Übersetzungsmöglichkeiten
Die Bücher von David Jiménez sind in Spanien Bestseller, und auch in Deutschland ist er durch seine Artikel für Die Welt und das Buch „Kinder des Monsuns“ kein Unbekannter. Los diarios del opio ist durch seine facettenreiche Thematik und den spannenden Blickwinkel eines Kriegsreporters auch in Deutschland für ein breites Publikum empfehlenswert. Verlage mit Interesse an originellen Sachbüchern mit Niveau oder Reiseliteratur und literarischem Journalismus á la Aust oder Scholl-Latour dürfen hier aufhorchen.
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